Die Aneroid-Barometer nach dem System

Jakob Goldschmid (1815-1876)

Ein kurzer Überblick

Jakob Goldschmid (1815-1876) hat seine Aneroid-Barometer (auch Federbarometer oder Metallbarometer genannt) zur barometrischen Höhenmessung erstmalig im Jahre 1857 vorgestellt.

 

Sie stellen eine Verbesserung der Aneroid-Barometer nach Lucien Vidie (1805-1866) dar, und waren gegenüber den damals für barometrische Höhenmessungen noch vielfach gebräuchlichen, aber in ihrer Handhabung sehr umständlichen Quecksilberbarometern, eine echte Innovation.

 

Den Höhepunkt in der Verwendung der Aneroid-Barometer kann man wohl in den Zeitraum von 1870 bis 1890 datieren.

 

Insgesamt wurden fünf verschiedenen Konstruktionen dieser Aneroid-Barometer nach Jakob Goldschmid entwickelt, von denen zwei Konstruktionen noch bis ca. 1947 von seinen Nachfolgern hergestellt, aber auch verbessert wurden.

 

Die Geschichte der Aneroid-Barometer nach Jakob Goldschmid ist sehr vielfältig und hier soll versucht werden, diese einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

 

Die Geschichte der Personen, die diese Instrumente gefertigt und vertrieben haben, ist ebenfalls sehr interessant, und es verwundert gelegentlich, wie wenig bislang doch dazu bekannt war.

 

Im Bereich der barometrischen Höhenmessung, welches sicherlich ein Randgebiet der Vermessungstechnik darstellt, waren die Aneroid-Barometer nach dem System Jakob Goldschmid die besten und genauesten, die man zu der damaligen Zeit erwerben konnte. Sie wurden hoch gelobt und bekamen hohe Auszeichnunugen auf internationalen Ausstellungen.

 

Dem Erfinder Jakob Goldschmid (1815-1876), und seinen Mitstreitern und Nachfolgern, gilt es ein ehrendes Andenken zu bewahren.

Inhalt

Ziel dieser Internetseite ist es, Kontakte zu anderen Sammlern und Interessierten rund um das Thema der Aneroide zur Höhenmessung nach dem System Jakob Goldschmid zu knüpfen, und sich auszutauschen.

Firmengeschichte

Wenn Sie sich für Firmengeschichte rund um die Aneroid-Barometer, und die damit verbundenen Personen interessieren, dann lesen Sie bitte hier weiter.

Kontakt

Sofern Sie Fragen oder Ergänzungen und Anmerkungen haben, dann sind Sie herzlich eingeladen, diese hier zu platzieren.

Die Aneroid-Barometer nach Jakob Goldschmid

wurden im Laufe der Zeit unter den folgenden

Firmenbezeichnungen gefertigt:

 

 

 

 

Bislang konnten weit über 275 Dokumente (meist Veröffentlichungen in der Fachpresse, aber auch Originaldokumente und Briefe) und Bücher zu den Aneroid-Barometern nach dem System Jakob Goldschmid (1815-1876) aus Zürich, sowie der Geschichte der damit verbundenen Feinmechaniker-Werkstätte aus dem Zeitraum vom ca. 1805 bis 1965 zusammengetragen werden.

 

Vieles davon war sehr lange unbekannt, oder besser gesagt, vergessen, oder wurde nicht entsprechend gewürdigt.

 

Die Präzisionwerkstätte in der Trittligasse 34-36 in Zürich war mit ihrer Gründung durch Johann Georg Oeri (1780-1852) im Jahre 1808 eine der ersten ihrer Art, nicht nur in der Schweiz.

 

Die damit verbundenen Erkenntnisse sollen hier veröffentlicht werden, um sie anderen Sammlern und Interessierten zugänglich zu machen, und sie für die Nachwelt zu erhalten.

 

Besonders ist hier aber schon zu erwähnen, dass es nur mit Hilfe unheimlich vieler liebenswürdiger Menschen - und hier vor allem denen aus der Schweiz - gelungen ist, all das Wissen um die Aneroid-Barometer nach dem System Jakob Goldschmid (1815-1876) zusammenzutragen.

 

Ein großes Dankeschön, hier also schon mal vorab! In der Schweiz sagt man da gerne sehr treffend TIPPTOPP!

 

Vorteile der Aneroid-Barometer

 

In der Zeitung „Bündner Nachrichten“, Ausgabe 149, vom 28.06.1890 finden wir einen Sitzungsbericht der Sektion Rhätina des Schweizer Alpen-Club SAC über einen Vortrag, in dem den Anwesenden u.a. die Aneroid-Barometer vorstellt und auch besonders die von Jakob Goldschmid (1815-1876) mit Mikrometerschraube ausgestatteten Aneroid-Barometer hervorgehoben werden.

 

Chur

Sektion Rhätia des S. A. C.

    Herr Prof. Dr. E. Boßhard hielt einen Vortrag über Höhenmessungen mittelst Barometer und Thermometer. Um den Anwesenden ein klares Verständniß für die Instrumente zu vermitteln, wurden vorausgehend die wichtigsten Sätze über die physikalischen Eigenschaften der Luft gegeben und gestützt darauf die Konstruktionen der Instrumente vorgeführt und beurtheilt. Sehr klare, schematische Zeichnungen ergänzten das lebende Wort.

    Während vor zwanzig, dreißig Jahren barometrische Höhenmessungen mit dem zerbrechlichen und unhandlichen Quecksilberbarometer ausgeführt wurden, braucht man heutzutage das viel bequemer zu transportirende Aneroid-Barometer. Von allen Systemen ist das von Goldschmid in Zürich erfundene, mit Mikrometerschraube, das vorzüglichste. Es lassen sich mit demselben, wie Hr. Referent selbst erfahren hat, bei gehöriger Behandlung und unter Beobachtung aller Kautelen*) sehr genaue Resultate erzielen. Wenn der Preis von Fr. 100 (die dazu gehörigen Tabellen mit eingerechnet) auch etwas hoch erscheinen mag, so ist er, in Anbetracht, daß jedes einzelne Instrument genau kontrolirt wird, ein angemessener zu nennen.

    Eine fernere und weniger von der Aenderung der Witterungsverhältnisse abhängige Methode der Höhenbestimmung ist die mittelst des Thermometers. Bekanntlich ist der Siedepunkt des Wassers bei Meereshöhe 100 Grad Celsius. je höher man steigt, desto tiefer sinkt der Siedepunkt, welcher Umstand also ein Mittel an die Hand gibt, aus den Differenzen die Höhe zu bestimmen. Hr. Boßhard weist ein solches Thermometer vor und bestimmt in zirka zwei Minuten, mit Zuhülfenahme der zugehörigen Tabellen die Höhenlage des Versammlungslokales.

    An der Diskussion betheiligten sich die Herren Ing. Gilli, Obering. Salis und Dr. Lorenz, welch' Letzterer

die von ihm mit einem Zeiger - Aneroid ausgeführten, sehr befriedigenden Höhenbestimmungen verlas. — Nach der Sitzung begaben sich noch einige Mitglieder auf die Terrasse des Kantonsschulgebäudes, um durch das neue, vorzügliche Teleskop den Mond zu betrachten.

 

*) unter dem Begriff Kautelen versteht man den heute gebräuchlicheren Ausdruck Sicherheitsmaßnahmen

 

Die nachfolgende Darstellung eines für die Höhenmessung bis ca. 1870 gebräuchlichen Quecksilberbarometers veranschaulicht sehr schön, dass dieses auch in zusammengeklapptem Zustand sicherlich recht unhandlich für Bergsteiger gewesen sein dürfte. Nicht zuletzt, bestand natürlich durch Bruchgefahr immer das Risiko des Totalverlusts. Da fällt es leicht zu verstehen, dass die Aneroid-Barometer wesentlich einfacher zu transportieren waren und, bei guter Pflege und Achtsamkeit, sehr viel robuster daherkamen.

 

Quecksilberbarometer für Bergsteiger in offenem und geschlossenem Zustand

Was ist ein Aneroid-Barometer ?

 

Bei einem Aneroid-Barometer handelt es sich im Grunde um ein Messgerät zur Bestimmung des Luftdruckes, welches im Gegensatz zum Torricelli’ schen Quecksilberbarometer ohne Flüssigkeit [griech: a neros = nicht flüssig] auskommt.

 

Das Messprinzip beruht auf dem Gleichgewicht zwischen Hooke’scher Rückstellkraft der verformten Oberfläche einer evakuierten (luftleeren), gasdicht verschlossenen Metalldose (Vidie-Dose) und dem von außen auf diese Dose wirkenden Luftdruck. Die druckabhängige Formgröße wird üblicherweise mechanisch auf einen Drehzeiger übertragen und in einer geeichten Druckskala angezeigt.

 

Das Messprinzip wurde erstmals von dem französischen Mechaniker Lucien Vidie (1805-1866) technisch realisiert. Man bezeichnet solche Aneroid-Barometer auch als Dosenbarometer.

 

In der Praxis erhöht man die gewünschte Sensitivität der Messung durch Aneinanderreihung mehrerer Vidiedosen. Mit dem oben geschilderten Messprinzip lassen sich kleine und robuste Druckmessgeräte realisieren, welche vor allem in Radiosonden und Barographen verwendet werden.

Besondere Bedeutung hat das Aneroid unter Bezugnahme auf die ICAO – Standardatmosphäre (International Civil Aviation Organization – Normatmosphäre) für die barometrische Höhenmessung. Im Rahmen der Luftfahrt kommen Vidiedosen auch heute noch bei Höhenmesser, Variometer und Fahrtmesser zum Einsatz.

 

Die Aneroid-Barometer von Jakob Goldschmid (1815-1876) wurden vornehmlich zur barometrischen Höhenmessung von Bergsteigern, Forschungsreisenden aber auch von Ingenieuren der Eisenbahn- und Straßentrassierung eingesetzt.