Johann Georg Oeri wurde am 04.08.1780 in Zürich als erster Sohn des Hans Georg Oeri (1749-1830) und der Barbara Cleophea Oeri, geb. von Meiss von Teufen (1752-1816) geboren. Neben ihm hatten die Eltern noch das Zwillingspaar Hans (1782-1864) und Hans Jakob (1782-1868) als Söhne. Ein weiterer Bruder, Hans Conrad Oeri, lebte nur von 1782 bis 1785.
Johann Georg Oeri war ursprünglich zum Silberdreher ausgebildet worden, bildete sich aber dann bei Jean Niclas Fortin (1750-1831) in Paris zum Mechanikus weiter aus. Jean Niclas Fortin genießt zur damaligen Zeit einen hervorragenden Ruf als Hersteller von optischen Instrumenten, Maßstäben und Barometern.
Vereinzelt wird in der Literatur auch angegeben, dass Johann Georg Oeri bei dem ebenfalls in Paris ansässigen, und ebenfalls hervorragenden Mechaniker Etienne Lenoir (1744-1832) zur Ausbildung zum Mechanikus gewesen sei. Dies ist zwar nicht ausgeschlossen, aber dennoch dürfen wir wohl der vermutlich ältesten Quelle, dem Buch „Recueil De Mémoires Et D´Observations De Physique, De Météorologie, D´Agriculture Et D´Histoire Naturelle, par le Baron L.A. d´Hombres-Firmas“ von 1841 vertrauen, und Fortin als Lehrherren ansehen. Neben einer der ersten Erwähnungen von Johann Georg Oeri in der Fachliteratur, wird er selbst dort eben als Hersteller vortrefflicher Barometer und auch als Schüler Fortin´s genannt.
Von Johann Georg Oeri war bislang nur ein Portrait bekannt und dieses finden wir auf dem Gemälde „Das Pariser Atelier“, dass sein jüngerer Bruder, der berühmte Schweizer Maler Hans Jakob Oeri (1782-1868), um 1807 gemalt hat.
Die Szenerie stellt vier befreundete Junggesellen dar, die alle um diese Zeit zur Weiterbildung in Paris weilten.
Im „Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1869“ wurde ein biografischer Bericht über den berühmten Schweizer Maler Hans Jakob Oeri (1772–1868) veröffentlicht, der auch eine Beschreibung des Gemäldes „Das Pariser Atelier“ enthält.
Auf dem Gemälde porträtiert sind v.l.n.r. und in der Geburtsreihenfolge die Brüder:
- Johann Georg Oeri (1780–1852), Mechanikus
- Hans Oeri (1782-1864), Spengler und Zwillingsbruder des Malers Hans Jakob Oeri
- Hans Jakob Oeri (1782–1868), Bildnis- und Historienmaler
und
- David Sulzer (1784–1864), Portrait- und Genremaler
Den Mechanikus Johann Georg Oeri betreffend, stellte dieses Gemälde lange Zeit das einzige von ihm bekannte Portrait dar, und auch wenn er zur Entstehung des Gemäldes erst ca. 27 Jahre alt gewesen sein dürfte, gibt uns dieses einen schönen Eindruck zu der Person Johann Georg Oeri.
Die Beschreibung des Bildes „Das Pariser Atelier“ in vorgenannter Veröffentlichung liest sich sehr interessant.
Die Namen in Klammer wurden hier dabei dem Originaltext beigefügt.
Seite 3 des Berichts:
…
In einem naiv komponierten Familienbilde läßt er (Hans Jakob Oeri) uns einen Blick thun in die Knabenwirthschaft, welche er, sein Zwillingsbruder Hans (Oeri), der als Spenglergeselle in Paris „konditionierte“ und David Sulzer zusammengeführt. Auch der ältere Bruder (Johann Georg Oeri), der mechanischen Kunst Beflissener, ist da, jedoch nur über den Sonntag, in der Woche arbeitet er in einer Werkstätte außerhalb Paris. Das Zimmer, in welchem sich die Viere befinden, ist durch einen kleinen Alkofen in der Tiefe, der für ein schmales Bettchen knappen Raum bietet, zur Chambre garni gestempelt. An der kahlen Mauer links steht ein kleiner Werkbank mit Schraubstock, der dem Mechanikus (Johann Georg Oeri) für sonntägliche Versuche und Studien dient, für die in der Werkstätte des Prinzipals keine Gelegenheit sich fände. Die mechanischen Werkzeuge,
Seite 4 des Berichts:
welche wir an dieser Wand aufgesteckt sehen, wie die Skizzen in Oel, die ganz oben an derselben befestigt sind und den Maler verrathen, sind jetzt noch vorhanden. An sein Werkbänkchen gelehnt, steht der Mechanikus (Johann Georg Oeri) und scheint den Verrichtungen (David) Sulzers ein kritisches Augenmerk zuzuwenden, der an der Wand gegenüber mit aufgestülpten Hemdärmeln sich der Kochkunst befleißigt. An dem kleinen Tischchen in der Mitte des Zimmers, von primitiver Schreinerarbeit, steht links Hans (Oeri) der Spengler, mit Wichsen seiner Stiefel beschäftigt, während ihm gegenüber der Maler (Hans Jakob Oeri) Brod einschneidet für die zu erwartende Milchsuppe. Aus dem Format der Schüssel, neben welcher die Schuhwichsbüchse Platz genommen, zu schließen, war das Frühstück nicht ein gemeinsam sondern tour à tour genoffenes. Das Möbel, welches als Kochherd und Ofen dienen soll, ziert den Vorgrund rechter Hand, hätte aber vor dem Entscheid unserer städtischen Feuerschau kaum Gnade gefunden; scheint auch eher zum Rauch verbreiten als zum Erwärmen befähigt zu sein. Doch bewegen sich die Bewohner des Zimmers in Neglige, (David) Sulzer sogar ohne Gilet und Halsbinde, die kräftigste Gestalt unter den Vieren. Das zarte Gesicht unsers Freundes (Hans Jakob Oeri) soll von ihm (David Sulzer) gemalt sein.
…“
Nach seiner Rückkehr von Paris nach Zürich, die er zum Teil zu Fuß und zusammen mit seinem Bruder Hans Jakob Oeri im Jahr 1807 absolvierte, gründete Johann Georg Oeri 1808 seine mechanische Werkstätte in der Trittligasse 34 in Zürich.
Am 02.10.1808 heiratete Johann Georg Oeri die Anna Dorothea Zimmermann (1785-1858) im Fraumünster. In der Zeitung "Zürcherisches Wochen-Blatt", Nr. 79 vom Montag, den 3. Weinmonat (Oktober) 1808, finden wir hierzu eine Veröffentlichung auf den vorangegangenen Sonntag verweisend.
Mit Anna Dorothea Zimmermann (1785-1858) hat Johann Georg Oeri (1780-1852) insgesamt vier Kinder: Emilie (* 12.11.1809 † 16.10.1851), Hans Georg (*13.02.1813 † 27.12.1815), Johanna (*19.02.1811 † 28.02.1895) und Henriette (08.09.1822 † 2.05.1897).
Dem Umstand, dass der Bruder von Johann Georg Oeri, Hans Jakob Oeri (1783-1864), ein bekannter Bildnis- und Historienmaler in Zürich war, verdanken wir zwei Potraitgemälde von Johann Georg Oeri und seiner Frau Anna Dorothea Zimmermann. Beide Portraits sind etwas um 1807/1808 entstanden.
Besondere Anerkennung hat sich Johann Georg Oeri für seine auf wohl für die damalige Zeit sehr aufwendig herzustellenden, aber eben auch von ihm sehr genau ausgeführten Schrauben und Gewindestangen verdient. Hierfür erntete er von dem bekannten Hamburger Spritzenmeister und Mechaniker Johann Georg Repsold (1770-1830), wie auch von Dr. Johann Kaspar Horner (1774 – 1834), Physiker und Astronom zu Zürich, großes Lob. Letzterer fand in Johann Georg Oeri einen vortrefflichen Gehilfen in der Verfertigung von physikalischen und mathematischen Apparaten und ersann mit Johann Georg Oeri zusammen den bereits erwähnten Apparat für die Basismessungen.
Aus dem Jahre 1824 ist überliefert, dass Johann Georg Oeri das Haus in der Trittligasse Nr. 34 für 3000 fl von dem Tischmacher Johannes Freis (1751-1824) erwarb. Der Preis wurde kurz vor Unterzeichnung des Vertrages noch von 4000 auf 3000 fl gesenkt, und als Grund gab Fries die ihm von Oeri seit langen erwiesenen freundschaftlichen Dienstleitungen an.
Aus dem gleichen Jahr sind zwei Dokumente überliefert, die heute im Oeri-Archiv verwahrt werden. Sie beurkunden, dass Johann Georg Oeri je einen Männer-Ort und einen Weiber-Ort (einen festen Sitzplatz) in Form eines Kirchen-Ort-Scheins im Großen Münster erworben hat.
Im „Verzeichnis der neu aufgenommenen Mitglieder“ der Allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft für die Gesammten Naturwissenschaften, veröffentlicht in der Schrift „Verhandlungen der Allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft für die Gesammten Naturwissenschaften = Actes de la Société Helvétique des Sciences Naturelles = Atti della Società Elvetica di Science Naturali”, Band 13 von 1827, lesen wir auch den Namen des neuen Mitglieds des Gesellschaft:
Herr G. Oeri, von Zürich, Mechaniker
Im Jahre 1832 nimmt Johann Georg Oeri den noch recht jungen Jakob Goldschmid (1815–1876) in die Lehrausbildung zum Mechaniker. Nach erfolgreicher Lehrausbildung ging dieser dann von 1835 bis 1838 auf Wanderschaft und kehrte danach zu Johann Georg Oeri nach Zürich zurück.
Am 14.04.1839 heirate Jakob Goldschmid Johanna die zweite Tochter von Johann Georg und Anna Dorothea Oeri, und wurde so auch Mitinhaber der Mechanischen Werkstätte von Johann Georg Oeri.
Nach dem Tod von Johann Georg Oeri am 26.05.1852 übernimmt Jakob Goldschmid die Werkstätte vom Johann Georg Oeri dann vollständig und führt diese erfolgreich weiter.
Die Familie Oeri unterhält ein gut betreutes Familienarchiv und hat 2010 ein sehr umfangreiches Buch über die Geschichte der Familie herausgegeben. Mit Hilfe des Buches von Alfred Dobler "Spurensuche – 700 Jahre Familie Oeri" ist es gelungen auch für den s.g. "Älteren Züricher Ast" eine Stammtafel zu erstellen, die die Vorfahren von Johann Georg Oeri (1780-1852) aufzeigt.
Einen wirklich kurzen Nachruf auf Johann Georg Oeri (1780-1852), der am 26.05.1852 verstarb, lesen wir in der "Züricher Freitags-Zeitung" , Nr. 22 vom 28. Mai 1852:
Am 26. starb der, besonders in frühern Zeiten, durch
Exaktität und Solidität seiner mathematischen und physikali-
schen Instrumente selbst im Ausland weit berühmte Mecha-
niker G. Oeri, Vater.
Einen ebenso kurzen Nachruf druckte die "Eidgenössische Zeitung", Nr. 148 vom 28. Main 1852 ab:
Am 26. d. starb nach kurzem Krankenlager der im
In- und Ausland wohl bekannte, ausgezeichnete Mechaniker
G. Oeri. Er war ein Ehrenmann von altem Schrot und
Korn.
(N. Z. Z.)
In dem 1844 erschienenen zweibändigen Werk „Historisch-geographisch-statistisches Gemälde der Schweiz, Erster Band, 1. Theil – Der Canton Schweiz“, einer Art Weißbuch über alle, von Gerold Meyer von Knonau, lesen wir auf Seite 297 in der Beschreibung der „Veredelung der Produkte des Mineralreiches – Metalle“:
Rühmliche Erwähnung verdient die Oerische Werkstätte in Zürich für mathematische, physikalische, optische, mechanische Instrumente und Arbeiten, und durch nicht minderes Geschick und Thätigkeit zeichnet sich auch die Orellische, welche 1842 entstand, aus.
In der Veröffentlichung: „Erste Zürcherische Industrie-Ausstellung, abgehalten zu Zürich im August 1846.“ finden wir im „Verzeichniß der zur Industrie-Ausstellung eingesandten Gegenstände in der 30. Abteilung: Mathematische und physikalische Instrumente:“ einen Eintrag:
Herr G. Oeri, Mechaniker in Zürich:
Eine Papierwaage (tragbar) zum Abwägen des Papiers, so daß aus dem Gewicht eines Bogens das Gewicht von einem Ries zu entnehmen ist. Das Futteral ohne die Deckel dient als Waagschaale.
Herr J. Goldschmid, Optiker und Mechaniker in Zürich.
Eine Hauswaage, welche ohne Auflegen von Gewicht die Schwere des Gegenstandes sogleich auf einem Zifferblatte anzeigt.
Außerdem waren folgende Herren in die Kommission des Preisgerichts der I. Abtheilung:
a) Mechanik, Webstühle, Feuerspritzen und Maschinen;
b) mathematische, physikalische, optische und chirurgische Inſtrumente;
c) Uhren;
d) feinere Eisen- und Stahlwaaren, Quincaillerieartikel;
e) Gold- und Silberwaaren und Bijouterie;
f) Schlosserarbeiten, gröbere Eisenwaaren, Nagelfabrikation, Gußwaaren;
g) Büchsenmacherarbeiten;
h) Spengler-, Drechsler- und Hornarbeiten;
i) Galvanographie.
Hierfür wurde folgende Kommission bestellt:
1. Herr Oberst Pestalozzi, Präsident.
2. Oberstl. Weiß, (Vizepräsident des Preisgerichtes).
3. Mechaniker Oeri.
4. Abegg in der Neumühle.
5. Prof. G. v. Escher.
6. Prof. Gräffe.
7. Dr. Meier-Hofmeister.
8. Baron, Uhrenmacher.
9. J. Zeller, Vater.
10. Reinacher, Goldarbeiter.
11. Prof. Deschwanden.
12. Wolf, Dreher.
13. Bühler in Kohlbrunn.
Kippregel von Johann Georg Oeri (1780-1852)
Einen wunderschönen Kippregel, gefertigt von Johann Georg Oeri sehen wir hier.
Das Instrument verfügt über ein 36cm langes Fernrohr mit aufgesetzter Libelle. Es trägt die Signatur „OERI DE ZURIC“. Das Fernrohr ist vertikal verstellbar. Die Ablesung erfolgt an einer Skala mit Nonius. Das Lineal verfügt über einen Deklinationskompass und eine Wasserwaage. Die Abmessungen des Lineals betragen ca. 42,5 x 5,8 cm. Die Höhe (Fernrohr in horizontaler Stellung) beträgt ca. 16,5 cm.
Baumhöhenmesser von Johann Georg Oeri (1780-1852)
Johann Georg Oeri hat die unterschiedlichsten Instrumente in seiner Werkstätte gefertigt.
So zum Beispiel auch einen schönen Baumhöhenmesser, der mit einem Transversalmassstab und einer Gradteilung sehr fein graviert ist. Über eine Visiervorrichtung und einen kleinen Spiegel am Ende des kurzen Schenkels mit Feststellschraube angebracht ist, kann man den langen Schenkel auf die Oberkante des zu vermessenden Gegen-standes, wie z.B. einen Baum, einstellen und dann auf der Gradteilung den Winkel ablesen.
Gerne werden diese Instrumente auch als Clinometer bezeichnet.
Das Instrument hat die Abmessungen von ca. 17cm Länge, ca. 8cm Höhe und ca. 2,5cm Breite. Die Gradteilung auf dem Halbbogen ist auf bis zu 0,5° ablesbar. Die Originalschatulle des Instruments ist erhalten.
Schmalkalder Bussole und Höhenmesser von Johann Georg Oeri (1780-1852)
Nachstehend sehen wir ein sehr seltenes und sehr gut erhaltenes Vermessungsinstrumentenset von Johann Georg Oeri (1780-1852), welches wahrscheinlich um 1820 entstanden sein dürfte.
Das Set im Holzkasten besteht aus einer Dioptrischen Prismenbussole, welche auch gerne als Vermessungskompass bezeichnet werden, und einem Inclinometer (Neigungsmesser).
Die Besonderheit bei der Dioptrischen Prismenbussole besteht zum einen darin, dass die Bussole ohne sichtbare Kompassnadel auskommt, und das stattdessen sich das gesamte Ziffernblatt, ein s.g. Trockenblatt, mittels seiner kardanischen Aufhängung nach magnetisch Nord ausrichtet. Neben einer seitlich angebrachten Arretiervorrichtung, die als Auslösevorrichtung funktioniert, zeichnet sich diese in der Hand zu haltende Bussole über eine aufklappbare Visiereinrichtung mit Visierdraht und ein aufgestecktes und über den auf dem Ziffernblatt aufgedruckten Teilkreis zu klappendes Okularprisma, eine Zylinderlupe, aus. Der Teilkreis, der in 360° eingeteilt ist, ist auf Grund der Spiegelung durch das Prisma spiegelverkehrt in 10er Gradschritten mit 1er Unterteilung aufgedruckt, wobei 0° bei Süden, 90° bei Westen, 180° bei Norden und 270° bei Osten ausgerichtet ist. Dies erscheint zuerst verwunderlich, macht aber sehr viel Sinn, wenn man die Handbussole bestimmungsgemäß in der Hand haltend mit frei schwebendem Ziffernblatt so vors Auge hält, dass man über die Kimme am Okularprisma, und über die aufklappbare Visiereinrichtung (Korn) eine Richtung anpeilt, und dann mit der rechten Hand, über die Arretiervorrichtung das Ziffernblatt nahezu wie beim Auslösen eines Schusses, feststellt und man dann sogleich durch das Okularprisma unterhalb der Kimme den echten Richtungswert ablesen kann, ohne diesen noch einmal umrechnen zu müssen. Dies ist sehr hilfreich bei der Messung von s.g. Bussolenzügen, die selbst mit solch einfacheren Vermessungsinstrumenten eine ausreichende Genauigkeit erreichen konnten, um daraus einfachere Karten und Pläne zu erstellen. Natürlich ergibt sich aus der Tatsache, dass es sich um ein Handinstrument handelt, schon von vorneherein eine gewisse Ungenauigkeit.
Das Ziffernblatt der Dioptrischen Prismenbussole trägt zum einen in Richtung Süden die Herstellermarkierung „Oeri in Zürich“ und die Nordrichtung wird zusätzlich durch eine stilisierte und umgürtete Fleur-de-Lys (Französische Lilie) gekennzeichnet. Das Instrument selbst hat einen Durchmesser von 8,7 cm und die Metalldose eine Höhe von 2,2 cm. Mit aufgeklappter Visiereinrichtung ist das Instrument 9,3 cm hoch.
Das Prinzip des Okularprismas geht auf eine Erfindung des ursprünglich aus Deutschland stammenden, dann nach England ausgewanderten Physiker und Astronom Henry Kater (1777-1835) zurück. Dieser stellte diese Einrichtung bereits 1811 vor, und lies eine Kleinserie von Prismenbussolen bei der Londoner Firma Thomas Jones fertigen.
1812 ließ sich der ebenfalls deutschstämmige und nach England emigrierte Instrumentenbauer Charles Augustus Schmalcalder (1781-1843), eigentlich Karl August Schmalkalder aus Stuttgart, dieses Prismensystem auf einem Kompass unter der Patentnummer 3545 vom 05. März 1812 patentieren.
Anstelle eines Spiegels, wie ihn Henry Karter noch vorgesehen hatte, verwendete Schmalcalder ein stabileres und langlebigeres rechtwinkliges Prisma, das unterhalb der Kimme eingesetzt ist. Auch dieses Prisma konnte über dem Rand der Kompasskarte positioniert werden. Mit einer Genauigkeit von einem Drittel eines Grades wurde es schnell bei Vermessungsingenieuren beliebt, und als das Patent von Schmalcalder, um genau zu sein, seine Special Licence von König Georg III., am 04. März 1826 auslief, wurde es u.a. von den Londoner Firmen für optische Instrumente von William Cary, Throughton & Simms usw. weitgehend kopiert.
Johann Georg Oeri (1780-1852) war hier anscheinend etwas eifriger unterwegs, und hat sich entweder nicht ganz bis zum Auslaufen des Patents von Schmalcalder im Jahre 1826 gedulden können, oder aber er hatte sich bei Schmalcalder, was ebenfalls naheliegend erscheint, entsprechende Lizenzrechte, die Schmalkalder Bussole mit Höhenmesser selbst zu fertigen zu dürfen, gesichert. Genaueres hierzu lässt sich natürlich heute nur noch schwerlich nachvollziehen.
Behält man aber das Patent von Schmalcalder im Auge, überrascht es doch etwas, das man in der „Züricher Freitags-Zeitung“, Nr. 43 vom 25.10.1822 folgende Annonce findet:
Verkäuflich sind bey Heinrich Keller, Zeichner, in Nro. 71
nahe beym Krazthurm in Zürich:
1 Teleseop von Tiedemann, 3 ½ Fuß lang, mit messingenem
Stativ, einer Baumschraube, Kästchen und Futeral 6o Fr.
1 Schmalkalder Bussole und Höhenmesser, v. Oeri 30 Fr.
1 polirte Pariser - Kupferblatte, 17 auf 22 Zoll groß 36 Fr.
….
(nur auszugsweise hier wiedergegeben)
Die Tatsache, dass man das hier vorgestellte Instrument in der Anzeige als „Schmalkalder Bussole und Höhenmesser“ bezeichnet, und damit die wohl gebräuchliche Bezeichnung für das Instrumentenset gewählt haben dürfte, wird in jedem Fall zur damaligen Zeit keinen Anlass gegeben haben, über eine Patentverletzung nachzudenken. Der Verbreitungsradius dieser Wochenzeitung war sicherlich wesentlich geringer, als offensichtlich der Bekanntheitsgrad der Schmalkalder Bussolen an sich. In jedem Fall gibt die Annonce uns heute aber einen schönen Anhalt über das ungefähre Alter des hier vorgestellten Instrumentensets.
Schaut man sich die Skizzen in Schmalcalder´s Patentschrift an, hat man den Eindruck direkt auf die Fertigungsunterlagen der vorliegenden Dioptrischen Prismenbussole von Johann Georg Oeri (1780-1852) zu schauen. Hier wurde sicherlich, sehr nah am Original gearbeitet, um nicht zu sagen vielleicht auch nur kopiert. Allerdings gibt uns das heute aber auch ein hervorragendes Verständnis, wie die Prismenbussole innen aufgebaut ist, ohne sie öffnen zu müssen.
Die Schmalkalder Bussole mit Höhenmesser von Johann Georg Oeri (1780-1852) besteht neben der Dioptrischen Prismenbussole aus einem Inclinometer, einem s. g. Neigungsmesser, der ebenfalls in der Holzschatulle untergebracht ist, und ebenfalls nur in einer Stellung in dieser untergebracht werden kann. Auch dieser Neigungsmesser verfügt über eine aufklappbare Visiereinrichtung und die Möglichkeit das aufklappbare Okularprisma der Dioptrischen Prismenbussole entsprechend aufzustecken. Unklar ist, ob ursprünglich einmal zwei Okularprismen vorhanden waren, und eines verloren ging, oder aber ob es von jeher angedacht war, dieses zwischen den beiden Instrumenten auszutauschen. Das für beide Instrumente in der Transportschatulle eine entsprechende Aussparung vorgesehen ist, die es erlaubt, beide Instrumente wechselweise mit dem angesteckten Okularprisma zu verstauen, kann auch ein Hinweis darauf sein, dass es ursprünglich auch nur ein Okularprisma gab, dieses aber nach Belieben an einem der Instrumente angesteckt bleiben konnte, wollte man es wieder in der Transportschatulle verstauen.
Der Neigungsmesser besteht neben dem eigentlichen Gehäuse aus Messing aus einem Teilkreis aus blankem Metall, der mit einer Gradeinteilung von je 70° nach oben und nach unten und einem arretierbarem beidseitigen Messinggewicht, dass dafür sorgt, dass der Neigungsmesser sich, wenn man diesen senkrecht vors Auge hält und über das Okularprima und die Visiereinrichtung einen Punkt anpeilt, mit dessen Teilkreis sich entsprechend einpendelt. Anstelle der Arretiervorrichtung mit Abzug, wie bei der Dioptrischen Prismenbussole, dient bei diesem Instrument eine Feststellschraube eher als Transportsicherung, mit der sich das Gewicht auf dem Teilkreis für den Transport des Instruments arretieren lässt, und somit verhindert wird, dass der Metallkreis, der nicht voll durchdrehen kann, ständig an dessen Aufhängung anschlägt.
Auch hier handelt es sich um ein sehr fein gearbeitetes Instrument und gerade die in den Metallkreis eingravierte Skala besticht durch ihre feine Verarbeitung und Präzision. Im Gegensatz zur Dioptrischen Prismenbussole findet sich bei diesem Instrument aber keine Herstellersignatur.
Beide Instrumente bilden in dem insgesamt 19,0 x 9,5 x 3,2 cm großen Holzkasten ein wirklich handliches Set für einfachere Vermessungsarbeiten, die es sowohl erlauben Bussolenzüge zu messen und auch einfache Nivellierarbeiten auszuführen. Wenn man bedenkt, dass beide Instrumente schon ca. 190 Jahre alt sein dürften, darf man hier sicherlich von einem sehr seltenen und ungewöhnlichen Set, in sehr gutem Originalzustand sprechen. Der Kompass schwingt frei und findet leicht und auch heute noch sehr exakt nach Norden, der Höhenmesser schwingt auch heute noch vollkommen frei, und setzt sich ebenfalls schnell in die Vertikale.
Eine vortreffliche Beschreibung beider Instrumente finden wir in dem Buch „Die Instrumente und Werkzeuge der höheren und niederen Messkunst, sowie der geometrischen Zeichenkunst, Ihrer Theorie, Construction, Gebrauch und Prüfung“ bearbeitet von Dr. C. F. Schneitler., 2. Auflage, Leipzig 1852 für die Bussole auf Seite 126 und für den Höhenmesser auf Seite 250:
Schmalkalder´s Hand- oder Patent-Bussole
Die Paten-Bussole (Fig. 113), von einem deutschen Mechanikus Schmalkalder in London erfunden, ist eine kleine, leicht transportable Bussole zum Winkelmessen und zu flüchtigen militairischen Aufnahmen und eine wirklich brachbare Abänderung der größeren Bussole.
Die leicht aus Messing gearbeitete Dose A, etwa 3“ im Durchmesser u. ¾“ hoch, ist ohne Gradring, jedoch mit einem Stift versehen, auf dem sich die Magnetnadel frei bewegen kann; sie wird durch ein ebenes Glas und beim Transport durch eine abnehmbare Kapsel verschlossen. Auf der Magnetnadel ist die Kreisfläche B, aus Kartenpapier, auf welchem sich die mit einer Kupferplatte verkehrt abgedruckte Gradeintheilung befindet, so befestigt, dass der Nullpunkt der Gradeinteilhung in der Linie des magnetischen Meridians liegt. Das Objektivdiopter C ist etwas kürzer als ein gewöhnliches, und mit einem Haar versehen; das Oculardiopter D ist etwa 1“ lang und kann durch ein Charnier senkrecht aufgestellt oder rückwärts niedergeklappt werden. Die Spalte a des Oculardiopters hat unten ein Ocularloch b von etwa 2“ Durchmesser. Nach dem Objectivdiopter zu ist an dem Oculardiopter mittels zwei kleiner Schrauben ein messingenes inwendig geschwärztes Gehäuse E von der Form eines dreiseitigen Prismas befestigt, dessen senkrechter Querschnitt ein gleichschenkliges rechtwinkliges Dreieck ist. In der Mitte der untern Kathetenfläche, e d i f, welche wenn das Diopter senkrecht aufgestellt ist, parallel mit der Glasscheibe der Bussole läuft, befindet sich ein rundes Objectivloch o, ¼“ im Durchmesser, dass dann gerade über dem Limbus der Kreisfläche steht. Die Hypotenusenfläche, e f g h, des Gehäuses, welche einen Theil der Spalte des Oculardiopters deckt, ist in der Diopterebene so weit eingesägt, daß man durch die ganze Spalte des Oculardiopters das des Objectivdiopters sehen kann.
Das Gehäuse ist zur Aufnahme eines Glasprismas bestimmt, dessen untere Kathetenfläche conver ist und welches den ganzen innern Raum des Gehäuses genau ausfüllt. Schiebt man das Glasprisma in das Gehäuse und verbindet man dieses durch die Schrauben mit dem Oculardiopter, so kann man durch den Spalt des letztern, durch das Glasprisma und dessen Gehäuse hindurch, das Haar des Objectivdiopters, und das das Ocularloch in das Gehäuse hinein auf die spiegelnde Hypotenusenfläche sehen. Fällt nun das Bild von einem Limbustheil unter 45 Grad auf die Hypotenusenebene, so wird der Lichtstrahl dieses Bildes wieder unter 45 Grad zurückgeworfen. Es vertritt demnach das hier gefaßte Prima die Stelle eines in der Hypotenusenebene liegenden reflectirenden Spiegels. Das Bild des Limbustheiles erscheint also in der Richtung des Objectivdiopters, wird gleichzeitig mit dem Haar des letztern, von dem es scheinbar berührt wird, und mit dem Gegenstande gesehen, mit dem das Haar zur Deckung gebracht ist. – Die Gradzahlen und die Eintheilung müssen mit der Kreisfläche (B) in verkehrter Lage gesetzt sein, um nach der Reflexion vom Spiegel dem Auge gerade zu erscheinen. – Das Oculardiopter ist zum Hoch- und Niedrigstellen eingerichtet.
Eine Arretierung der Nadel wird durch den Keil F bewirkt.
Um die die Paten-Bussole auch als Orientier-Bussole gebrauchen zu können, befestigt man dieselbe dergestalt auf einem Brettchen oder einer Messingplatte (G H), daß sie durch einen in der Mitte ihres Boden befindlichen Zapfen mit demselben verbunden ist und eine horizontale Bewegung hat. Durch die Mitte des Brettchens oder der platte geht genau parallel mit den Seitenrändern eine gerade Linie, welche in einer verticalen Ebene mit der Visirlinie der Dioptern liegt. Auf diese Weise kann die Patent-Bussole so auf das Brettchen gestellt werden, daß ihre magnetische Nordlinie parallel mit zwei einander gegenüber liegenden Seiten des Brettchen läuft. Will man die Abweichung der magnetischen Nordlinie von der wahren Nordlinie berücksichtigen, so lässt man auf der Oberfläche des Brettchens einen Gradbogen, I K, verzeichnen. –
Beim Gebrauch nimmt man die Patent-Bussole entweder in die Hand oder stellt sie auf eine feste Unterlage und zwar so viel als möglich horizontal. Hierauf legt man des rechte Auge an das Ocularloch, richtet das Objectivdiopter nach dem Endpunkte des Schenkels des zu messenden Winkels und bringt das Haar mit demselben zu r Deckung. Nachdem die Nadel sich beruhigt hat, wird das Haar des Objectivdiopters scheinbar einen Grad am Limbus abschneiden, welchen man sich als Grad des Declinationswinkels dieses Schenkels bemerkt. Als dann richtet man das Objectivdiopter, indem man die Patent-Bussole um ihre Achse herumdreht, nach dem Endpunkte des anderen Schenkels des zu messenden Winkels, bringt das Haar mit demselben zu Deckung, liest wieder den Winkel dieser Abweichung von dem Limbus ab und berechnet dann durch Addition oder Subtraction die Größe des gemessenen Winkels. Am bequemsten ist es, zuerst die Abweichung des zur Linken, dann die des zur Rechten liegenden Schenkels zu bestimmen, weil die Kreisfläche so eingetheilt ist, dass die Grade von 0 anfangend rechts herum bis zu 360 Grad zunehmen. –
Die Genauigkeit, mit welcher die Patent-Bussole Winkel angiebt, liegt zwischen den Grenzen von ½ - 1 Grad, weshalb dieselbe nur zu den oben angeführten Aufnahmen anzuwenden ist.
Schmalkalder´s Höhenmesser
Der von dem Erfinder der Patentbussole, Schmalkalder in London, angegebene Höhenmesser (Fig. 178) besteht aus einer cylinderförmigen, durch eine Glasscheibe verschlossenen, messingenen Büchse, eine Objectivdiopter, a d, und einem Oculardiopter, b, mit Glasprisma, deren Einrichtung ganz wie bei der Patentbussole ist.
Nur die innere Einrichtung der Büchse ist eine andere: der Stift geht nämlich bis zur Glasscheibe und greift hier in das Centrum einer kleineren messingenen Scheibe, c, die durch die Schenkel c v, c x, c w und c z, an welchen sie mittels Schrauben befestigt, mit der Büchse an den Stellen verbunden ist, die etwa um 80 Grad von den Dioptern entfernt liegen.
Der Stift dient einem leicht aus Messing gearbeiteten Rade, welches sich um denselben bewegt und fast die Wände der Büchse erreicht, als Achse. Das Rad ist mit einer daran befestigten Kreisfläche von Kartenpapier oder dünnem Messingblech überdeckt, so daß sich beide stets um gleiche Grade um die achse bewegen. Durch die Kreisfläche geht eine Linie (ein Diameter), welche an einem dem Glasprisma zugekehrten Ende mit Null bezeichnet ist. Von diesem Nullpunkte aus sind die Grade der Kreisfläche nach beiden Seiten mit fortlaufenden Zahlen bis 45 (Grad), jedoch, weil sie durch den Prismenspiegel gelesen werden in umgekehrter lagebeschrieben, während das Rand an einer Stelle, die um 90° vom Nullpunkte entfernt liegt, mit einem scheibenförmigen Gewicht, g, beschwert ist, welches, wenn das Instrument vertical gehalten wird, den durch den Nullpunkt gehenden Diameter in eine horizontale Lage bringt. Zur Sicherung des Instruments beim Transport geht durch eine Seitenwand der Büchse eine Schraube, s, durch, welche das Gewicht arretiert und festgestellt werden kann; die Vorrichtung e bringt die Scheibe mit der Gradeintheilung zur Ruhe.
Soll mit dem Instrument ein Horizontalwinkel gemessen werden, so klappt man beide Diopter auf, öffnet die zur Arretierung bestimmte Schraube, damit das Rad mit der Kreisfläche sich frei bewegen könne, bringt die Glasfläche es Instrumentes mit freier Hand in eine verticale, den Diopterfaden also in eine horizontale Lage, hält das Oculardiopter vor das rechte Auge, visirt durch dasselbe und durch das Objectivdiopter nach dem Höhen- oder Tiefenpunkt und bringt mit diesem das Haar im Objectivdiopter zur Deckung. Da nun das Gewicht den durch den Nullpunkt gehenden Diameter in einer horizontalen Lage hält, im Prismenspiegel irgend ein Theilstrich der Kreisfläche mit dem Diopterfaden in einer Richtung erscheinen muß, so wird dieser Theilstrich auch, je nachdem er unter oder über dem Nullpunkt liegt, die Größe des Höhen- oder Tiefenwinkels anzeigen, den die Visirlinie mit dem Horizont beschreibt. Zeigt das Diopterhaar im Prismenspiegel auf 0°, so muß nothwendig die Visirlinie durch beide Diopter in einer horizontalen Ebene, und Alles, was von diesem Visirstrahl getroffen wird, gleich hoch liegen.
In dem Buch von Rudolf Wolf (1816-1893) „Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz, 2. Cyclus“ von 1859, in dem zahlreiche Schweizer Persönlichkeiten porträtiert werden, lesen wir auch von Johann Georg Oeri (1780-1852). Insbesondere ist diese Veröffentlichung in dem Kapitel über den bekannten Johann Kaspar Horner (1774-1834) interessant, als hier die Bussole von Johann Georg Oeri (1780-1852), hergestellt wohl 1821, besprochen wird. Der in Klammern beigefügte Text soll die Lesbarkeit erhöhen.
Joh. Georg Oeri von Zürich (4. August 1780 bis 26. Mai 1852) war ursprünglich Dreher, bildete sich dann aber bei Fortin zu Paris zum Mechaniker aus, und gründete nach seiner Rückkehr die mechanische Werkstätte, welche noch jetzt unter der Leitung seines Tochtermannes J. Goldschmid ihren wohlverdienten Ruf bewahrt. Horner, der die in Hamburg gepflegte Liebhaberei zu mechanischen Arbeiten behielt , und sich auch in Zürich in seiner Wohnung ein kleines Atelier einrichtete, lernte Oeri bald schätzen, der sehr geschickt auf seine Ideen einging, und aus ihrem Zusammenwirken ging außer dem Basisapparate eine ziemliche Anzahl origineller Konstruktionen hervor, von denen ich besonders den bekannten Reisebarometer, einen Pyrometer mit Fühlhebel, ein Declinatorium, eine Luftpumpe, einen Ellipsenzirkel , u. hervorhebe . Ueber eine Boussole, welche Horner an Zach schickte, schrieb dieser am 17. Mai 1821 aus Genua: „Ich fand diese Boussole vom Kasten und Beschläge bis auf die Hornhaut, so schön, so vortrefflich ausgearbeitet, daß ich sie nimmermehr für ein Alpen-Fabrikat dun gros Suisse sans rime et sans raison (eines fetten Schweizers ohne Sinn und Verstand) gehalten hätte. Wenig Tage als das Instrument angekommen war, kam M. Picet aus Genève zu mir, auf seiner Rückreise mit seinem Neveu (Neffen) Eynard, mit welchem er den vergangenen Winter in Florenz zugebracht hatte. Mir kam die Lust an, einen Spaß zu machen. Ich fragte M. Picet, ob er diese Art Boussolen kenne? O ja, war die Antwort, ich habe mehrere in London gesehen . Hieraus präsentirte ich ihm meine Boussole, welche ich soeben aus England erhalten hätte. Monsieur Marc-Antoine setzte seine Brille auf, et mordit au hamecon (und biss in den Haken); er hielt sie für englisch, bis er endlich auf der Rose Oeri in Zürich las, da schrie er auf mais elle est faite en Suisse! (aber es ist in der Schweiz hergestellt!). Ich gestand, daß ich ihm als nunmehrigem Canton-fähigen Schweizer eine heimliche Freude hätte machen wollen, und daß es ein Andenken de mon cher et bon ami (von meinem lieben und guten Freund) Horner wäre; da ergoß sich Marc-Antoine über die Gabe und Geber in wohlverdienten Lobsprüchen, und sagte, es gereiche ihm und dem Künstler zu keiner Unehre dieses Werkzeug für das Machwerk eines der besten englischen Künstler gehalten zu haben, worin wir dann ganz vollkommen einverstanden waren. Erzählen Sie doch diese Anekdote Herrn Oeri mit meinen Komplimenten über seine schöne Arbeit, im Fall er ein wahrer Künstler ist, das heißt stolz aus seine Arbeit, — denn sonst macht er sich nichts daraus." Und ich denke, Horner werde es wohl erzählt haben.
Der vorstehende Text ist teilweise einem Brief vom 15.05.1821 entnommen, der in der Rubrik „Notizen zur schweiz. Kulturgeschichte.
(Fort-setzung.)“ der Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, 16. Jahrgang, im Jahre 1871 in ganzer Länge veröffentlicht wurde.
In beiden Fällen handelt es sich um die Veröffentlichung aus Überbleibseln einer ausgedehnten Korrespondenz des Astronomen Freiherr Franz Xaver von Zach (1754-1832) mit dem Hofrat und Astronomen
Johann Kaspar Horner (1774-1834), die mutmaßlich in großen Teilen verloren gegangen ist.
Zach, Genua 1821 V 1 7. Dass ich Ihnen auf Ihren letzten Brief so lange Antwort schuldig geblieben, verräth allem Anschein nach nicht eben die thätigste Theilnahme an die mir übertragenen Angelegenheiten; allein Sie müssen wissen, mein theuerster Freund, dass wir auf dein Punct waren Genua zu verlassen, so schlimm sah es anfänglich hier aus! Noch lange nachher als alle persönliche Gefahr vorüber war, denn wir erwarteten nichts weniger als den zweyten Act zu Palermo's Trauerspiel, waren wir zur Abreise entschlossen, da es das Ansehen hatte, als wolle man Genua, bekanntlich ein sehr fester Platz, durch fremde Truppen besetzen. Nun hatten wir keine Lust uns in eine Festung einsperren zu lassen, und uns einer Bloquade oder gar einer Belagerung auszusetzen. Man konnte nicht absehen, welche Wendung die Affairen nehmen würden. Jetzt da alles wieder ruhig geworden, Genua in statu quo (gegenwärtigem Zustand) bleibt, so bleiben wir auch jusqu'á nouvel ordre (bis auf weiteres), denn noch wissen wir nicht wem wir angehören. Wir haben drey Souverains, und mirabile dictu (bewundernswertes Diktat) keiner will den Thron besteigen und die angebottene Krone aufsetzen. Dieser Fall ist wohl einzig in der Geschichte. Indessen sind wir verwaist und werden von einem Locum-tenens (Leutnant) regirt. Den Italienern ist der Constitutions Kitzel auf lange Zeit vergangen, und ich glaube dass diese niederträchtige, miserable und feige Nation auf Jahrhunderte ruhig bleibt, wenn nicht ein auswärtiger, fremder, gewaltsamer Anstoss auf sie wirkt. Jetzt ist alles und auf lange Zeit ruhig in Italien. Die Carbonari sind im alten Vulcane alle ausgebrannt; man sieht jetzt kaum mehr etwas von ihrer Asche, und diese ist Blüthenweis. Man predigt zwar hier zu Lande auf öffentlichen Kanzeln, und namentlich in Genua gegen die Astronomie, wie dies den 11. März in einer Fasten-Predigt geschehen ist. Aber dies hat nichts zu bedeuten, es gibt nur Stoff zum Lachen, und hat gar nichts gefährliches mehr wie etwa zu Galilei's Zeiten. Ein Pfaffe predigte nemlich in einer der ersten Kirchen dieser Stadt am ersten Fasten-Sontag: »Che le scienze astratte ad altro non servivano che a stravolgere le menti e che erano la sorgente dei Delicti politici e religiosi e si interogate questi moderni scientifici che percorrono gli immensi spazii del mondo stellato, e che sono gli arbitri della Religione, li troverete ignorantissimi« (Dass die abstrakten Wissenschaften keinem anderen Zweck dienten als der Verzerrung des Geistes und die Quelle politischer und religiöser Wahnvorstellungen waren, und befragen Sie diese modernen Wissenschaftler, die die unermesslichen Räume der Sternenwelt durchqueren und die Schiedsrichter der Religion sind, werden Sie feststellen, dass sie so unwissend sind wie die Hölle.).Wie gefällt Ihnen dieser gelehrte Kanzel-Redner des 19. Jahrhunderts bey einem Volck, das von Constitutionen und von Freyheiten spricht, und dafür — leben und sterben? — ja ausreissen und davon laufen will. O Madonna santissima! Presto, presto, un rosario per li poveri anime del purgatorio, e mi piatto di Macaroni concaccio! (O heiligste Madonna! Schnell, schnell, einen Rosenkranz für die armen Seelen im Fegefeuer und einen Teller Makkaroni concaccio!) Was soll ich Ihnen, mein bester Freund, zu der schönen, glücklich und wohlbehalten angekommenen Boussole sagen? Dancken und recht schön dancken, das versteht sich. Tadeln und aussetzen das schickt sich nicht. Ich tadle nicht, ich dancke nur tausend und tausendmal, nicht wegen des Zitter Bebchen, das unter dem Glas da herumtanzt, sondern wegen des lieben Angebindes und Andenckens meines Freund Horner's. Ich fand diese Boussole vom Kasten und Beschläge bis auf die Horn-Haut, so schön, so vortrefflich ausgearbeitet, dass ich sie nimmermehr für ein Alpen-Fabricat »d'un gros suisse sans rime et sans raison« (»eines dicken Schweizers ohne Sinn und Verstand«) gehalten hätte. Wenig Tage als das Instrument angekommen war, kam M. Pictet aus Genève zu mir, auf seiner Rückreise mit seinem. Neveu (Neffen) Eynard, mit welchem er den vergangenen Winter in Florenz zugebracht hatte. Mir kam die Lust an einen Spass zu machen. Ich fragte M. Pictet, ob er diese Art von Boussolen kenne? O ja war die Antwort, ich habe mehrere in London gesehen. Hierauf presentirte ich ihm meine Boussole, welche ich so eben aus England erhalten hätte. Monsieur Marc-Antoine setzte seine Brille auf et mordit an hamecon (und biss in den Haken); er hielt sie für englisch, bis er endlich auf der Rose Oeri in Zürich las, da schrie er auf »mais elle est falte en Suisse!« (»aber es ist in der Schweiz hergestellt! «) Ich gestand, dass ich ihm als nunmehrigen Cantonfähigen Schweitzer eine heimliche Freude hätte machen wollen, und dass es ein Andenken de mon eher et heu ami (von meinem lieben und guten Freund) Horner wäre; da ergoss sich Marc-Antoine über die Gabe und Geber in wohlverdienten Lobsprüchen, und sagte es gereiche ihm und dem Künstler zu keiner Unehre dieses Werkzeug für das Machwerk eines der besten englischen Künstler gehalten zu haben, worin wir dann ganz vollkommen einverstanden waren. Erzählen Sie doch diese Anectote Herrn Oeri, mit meinen Complimenten über seine schöne Arbeit, — im Fall er ein wahrer Künstler ist, das heisst stolz auf seine Arbeit, dann sonst macht er sich nichts draus. - Was mich bey dieser Boussole noch weiters interessirte und intriguirte, war die transparente Haut worauf der bewegliche Kreis geklebt war. Als ich diese sah fiel mir gleich ein, ob diese nicht so wie Frauen-Eis (Gips) zu Glas-Dächern bey künstlichen Oel- oder Quecksilber-Horizonten gebraucht werden könnte. Frauen-Eis, Glimmer oder moskowitisches Glas ist es nicht. Es scheint ein künstliches Preparat zu seyn. Es ist sehr schön, rein und durchsichtiger als Frauen-Eis, und keiner Strahlenbrechung unterworfen. Ist es etwa Hausenblase (getrocknete Schwimmblase des Fisches Hausen) oder sonst eine Art Ichtyocole (Fischblase)? Ich fragte Pictet, er wusste mir es aber nicht zu sagen, und erzählte man habe es in der Schweitz häufig, um Kupferstiche in den Rahmen zu bedecken, es bräuche nicht so wie Glas und bewahre ebenso gut vor Staub. Taut mieux (Besser); so könnte man grosse Dächer zu künstlichen Horizonten machen. Die Glas-Dächer sind wie Sie wissen sehr theuer, Utzschneider lässt sich solche mit 90 und mehr Gulden zahlen; die von Hausenblasen oder was das Zeug ist, kommen vielleicht nicht auf ein paar Gulden. Examiniren Sie doch die Sache, sie ist der Mühe werth, und geben mir Ihre Meinung darüber. — Noch vieles hätte ich noch zu sagen, allein Papier und Zeit gehen zu Ende. Papier liegt hier genug auf dem Tische, aber keine Zeit, und für diessmal will ich die heutige Post nicht versäumen.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass bislang nur noch zwei weitere recht ähnliche Dioptrische Prismenbussolen nach Schmalcalder von Johann Georg Oeri (1780-1852) bekannt sind, eine in schweizer Privatbesitz und eine in der „Sammlung Sternwarte“ der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Dies sind somit die bisher einzigen drei bekannten erhaltenen Exemplare. Bei dem Exemplar in der „Sammlung Sternwarte“ (Inventarnummer: KGS-515-0) und dem Exemplar in Privatbesitz handelt es sich jeweils nur um eine Dioptrische Prismenbussole, und nicht um ein Set aus zwei Instrumenten.
Gefässbarometer von Johann Georg Oeri (1780-1852)
In den „Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern“, Nr. 34, ausgegeben den 25. August 1844 lesen wir den Bericht:
Herr Trechsel, meteorologische
Beobachtungen.
(Gemacht in Bern, Haus Nro. 317, 2tes Stockwerk, Barometer 28,2 Pariser Fuss über Münsterplatz;
80,7 P. F. unter Sternwarte (Boden) ; 548,3 Metres = 1688 P. F. über Meer.)
Das beobachtete Barometer ist ein Gefässbarometer von Hrn. Mechanicus Oeri in Zürich, im Jahr 1826 zum Behufe der damals von der Schweiz, naturf. Gesellschaft veranstalteten Beobachtungen verfertigt. Es ist seit dieser Zeit unverrückt an seiner Stelle geblieben und unausgesetzt beobachtet worden. Die Röhre hat 3,5 Par. L. Weite; das Quecksilber im Gefässe bildet eine quadratische Fläche von 4 “ 3 '" Seite, so dass es überflüssig wird, der Veränderlichkeit des Niveau Rechnung zu tragen. Nach einer möglichst genauen, wiederholt und längere Zeit hindurch vorgenommenen Vergleichung mittelst zweier von Hrn. Mechanicus Ernst direct von Paris mitgebrachten Barometer ergab es sich, dass das Barometer von Hrn. Oeri 0 '",36 höher steht, als das »Normal - Barometer« von Hrn. Commandant Delcroz, welches mit demjenigen des Pariser Observatoriums übereinstimmt. Diesem Unterschied von 0 '",36 ist in den hier mitgetheilten Beobachtungen Rechnung getragen.
Die Temperaturangaben sind in Réaumur'schen Graden. Das äussere Thermometer ist ein sehr gutes Pariser Normal-Thermometer, die Grade desselben sind noch 1,5 Linien gross. Die Minima sind Angaben eines guten und möglichst frei unter einem Dachfenster nach Nord ausgesetzten Register-Thermometers. Die Maxima sind einstweilen nicht beobachtet worden; statt derselben mussten die höchsten der 4 täglichen Beobachtungen dienen.
Die Beobachtungen über Richtung des Windes werden in der Regel an der Windfahen auf dem Zeitglockenthurme gemacht, welche von allen hiesigen Windfahnen noch die zuverlässigste scheint.' Man hat sich erlaubt, die Richtung West nicht mit O (Ouest), sondern mit W. zu bezeichnen.
Starke Winde sind mit ² und ³ angemerkt; z. B. NE².
Das Tagebuch der Beobachtungen wird in französischer Sprache geführt, theils aus alter Gewohnheit und der vorhandenen lithographirten Formulare wegen, und theils, weil in der That hiefür diese Sprache kürzer und einfacher scheint.
Basis-Messapparat von Johann Georg Oeri (1780-1852)
Johann Georg Oeri (1780-1852) wird als hervorragender Mechaniker in der Fachliteratur meist im Zusammenhang mit dem von ihm im Jahre 1834 gefertigten Basismessapparat genannt. Basismessungen sind Teil der Landesvermessungsarbeiten und zu ihnen gehören auch die Triangulationsmessungen in den Hauptdreiecksnetzen eines Landes.
Über die verschiedenen Kampagnen der Landesvermessung in der Schweiz ist anderer Stelle schon einiges veröffentlicht worden, so dass wir uns hier mehr auf den von Johann Georg Oeri hergestellten Basismessapparat konzentrieren wollen.
Eine hervorragende Beschreibung dieses Basismessapparates finden wir in der „Schweizerische Zeitschrift für Vermessung und Kulturtechnik - Revue technique Suisse des Mensurations et du Génie rural et de la photogrammétrie“, Jahrgang 1949, Heft 4 und 5:
Die Basismessung Walperswil-Sugiez von 1834
W.Häberlin, Ing. der Eidg. Landestopographie
In einer Artikelfolge dieser Zeitschrift vom Jahre 1939 beschreibt Ing. W. Lang die „Grundlinien der schweizerischen Triangulationen". Darin ist die moderne Methode der Invardrahtmessung, wie auch die nächst ältere, für die Grundlinien Aarberg, Weinfelden und Giubiasco angewandte Methode Ibanez, ausführlich behandelt. Nachdem im Zuge der Sammlung historischer geodätischer Instrumente durch Herrn Dr. H. Zölly im Herbst 1947 die Überreste des Basismeß-Apparates von Oeri aufgefunden wurden, erscheint es angezeigt, den angefangenen Kreis zu schließen. Dies soll geschehen durch Beschreibung von Gerät und Verfahren, die Johann Eschmann 1834 zur Messung der bedeutendsten Grundlinie der Epoche Dufour anwandte.
In den Jahren 1791 und 1797 wurde von Tralles und Haßler die Basis Aarberg, d. h. Walperswil-Sugiez, gemessen. Sie diente als Grundlinie für das Dreiecksnetz der westlichen Schweiz. Dasjenige der östlichen Schweiz stützte sich auf eine von Fehr gemessene Grundlinie Sihlfeld und traf mit jenem an der Seite Napf-Rötifluh zusammen. Es zeigte sich dort ein Unterschied von 1/3300, den man einstweilen auf sich beruhen ließ. Als mit der raschen Entwicklung der Vermessungsarbeiten der Anschluß der schweizerischen Triangulation an diejenigen der Nachbarstaaten bevorstand, wurde der Wunsch nach Abklärung der Differenz rege. Eine Kommission mit den Herren Oberstquartiermeister Wurstemberger, Generalmajor Finsler, Astronom Horner, Professor Trechsel, Oberstlt. Pestalozzi, Oberstlt. Buchwalder, versammelte sich im Frühling 1832 in Bern und traf die Vorarbeiten für die Ausführung der Messungen. Sie sollten nach dem bei der dänischen Basismessung angewandten Verfahren erfolgen. Die Konstruktion des Apparates übertrug man dem zürcherischen Mechaniker Oeri. Mit diesem maß Eschmann im Spätherbst 1834 die Grundlinie Walperswil-Sugiez.
A. Beschreibung des Apparates
Als Originalmaß diente eine Toise aus der Werkstätte des Mechanikers Repsold in Hamburg. Oeri stellte von ihr zwei Kopien her. Es waren vierkantige Eisenstäbe. Sie hatten am einen Ende kugelförmig, am andern eben ausgebildete Endflächen und trugen zwei Quecksilberthermometer.
Zur Basismessung verwendete man drei Meß-Stangen, eine vierte diente als Reserve. Jede Stange war drei Toisen lang. Sie bestand aus vier, mit Schlaufrohren durch Lötung zusammengefügten Eisenrohren und hatte, gleich wie der Toisenstab, ebene und kugelförmige Endflächen und trug ebenso zwei Quecksilberthermometer.
Vor und nach Ausführung der Basismessung wurden die Meßstangen mit den Toisen verglichen. Der Komparator bestand aus einer hölzernen Latte, auf der eiserne Endstücke mit ebener und kugelförmiger Berührungsfläche befestigt waren. Die Ermittlung der genauen Länge einer Stange geschah in der Weise, daß man sie zwischen die Endstücke legte und an beiden Enden einen Zwischenraum von einigen Millimetern ließ. Der Raum wurde mit dem Keil ausgemessen.
Alsdann legte man die zur Berührung gebrachten drei Toisen in gerade Linie auf den Komparator und ermittelte durch Messung der Intervalle die Differenz gegenüber der Stange.
Der Meßkeil war aus gehärtetem und poliertem Stahl hergestellt. Man senkte ihn zwischen die Enden der Latten, wobei immer eine ebene Endfläche der kugelförmigen gegenüberlag. Der Nonius glitt längs einer Skala, die mit Manschette am Endstück der Stange festgeklemmt war und das Maß des Einsinkens beobachten ließ (Figur 1). Daraus errechnete man den Zwischenraum.
Wenn infolge Terrainneigung eine Staffelung der Latten notwendig wurde, kam das Lot zur Anwendung. Es bestand aus zwei fest miteinander verbundenen eisernen Linealen und hatte die Form eines T. Ein spezielles Auflager erlaubte die lange Schiene, durch Betätigung von Mikrometerschrauben, lotrecht zu stellen und der Endfläche der Meßstange anzunähern. Zwei Messinghülsen mit Endflächen und Meßskalen konnten auf die Höhe beider Stangen eingestellt werden.
Die horizontale Entfernung der auf ungleicher Höhe angelegten Stangen war gleich der Summe der Zwischenräume und des Abstandes beider Endflächen von der lotrechten Achse des T (Figur 2).
Das T wurde auch zur Festlegung des Punktes benützt, bis zu welchem die Messung am Abend jeweils fortgeschritten war. Hier ersetzte ein Eisenpfahl mit Einsatzstück und kugelförmiger Endfläche die folgende Latte.
Während der Messung lag jede Meßstange in einem Schutzkasten aus Holz und ruhte an zwei Punkten, in l/3 und 2/3 ihrer Länge auf. Oben am Kasten befanden sich vier Öffnungen; zwei große zum Ablesen der Thermometer und zwei kleine zum Auflegen der Libellenstange. Der Holzkasten seinerseits stützte sich in '4 und % seiner Länge auf Lager mit Schrauben zur Höhen- und Seitenverschiebung. Außerdem waren die Lager zwischen zwei senkrechten Stützen der Tragböcke verschiebbar und konnten in beliebiger Höhe festgeschraubt werden.
Die Böcke bestanden aus festem Zimmerwerk und saßen bei schlechtem Untergrund auf Pfählen.
B. Verfahren der Messung
Die Absteckung der Basis ging in drei Schritten vor sich. Erst wurden mit Hilfe des Theodolits, von einem Endpunkte aus, Pfähle in großen Abständen einvisiert. Dann legte man die Zwischenpunkte unter Verwendung eines gewöhnlichen Fernrohrs fest. Und endlich wurde die Lage der Böcke durch Spannen einer eingeteilten Schnur bezeichnet.
Die Operationen des Meßvorganges waren folgende:
1. Einvisieren der Stange I
2. Horizontieren
3. Einvisieren von Stange II und III in Verlängerung von I
4. Horizontieren von II und III und Berichtigung der Höhenlage
5. Annäherung von Stange II an I und III an II
6. Ablesen der Thermometer
7. Messen der Zwischenräume mit dem Keil
8. Vortragen der Stange I
Nach Einrichten der Stange I vor II und III wurde nochmals der Zwischenraum II-III nebst dem neuen III-I abgelesen.
Zur Berechnung verwendete man das Mittel beider Ablesungen. Im ganzen dauerte die Basismessung vom 22. September bis zum 10. November 1834. Es wurden dabei 2231 Stangen gelegt. Nach Aufzeichnungen Eschmanns war der Meßvorgang sehr mühsam und zeitraubend. Einmal bot das Einrichten der Stangen erhebliche Schwierigkeiten, anderseits war die Messung des Zwischenraumes mit dem Keil eine sehr heikle Operation. Damit der Apparat im Terrain brauchbar wurde, mußte seine Empfindlichkeit vermindert werden. Dies geschah durch Verwendung eines stumpfern Keils mit einer Steigung von 3.93 % gegenüber 1.94 % des ursprünglichen. Nur der Blick auf das Endziel und die beständige Selbstkontrolle ließ die Sorgfalt der Operateure während der eintönigen Meßvorgänge nicht erlahmen und erlaubte, die Messung mit der erforderlichen Genauigkeit zu vollenden.
C. Resultate der Messung
Länge der Basis bei 10° R = 40 189.691 Pariser Fuß
Länge der Basis nach Tralles = 40 190.70 Pariser Fuß
Die auf 13° R und auf Meeresniveau reduzierte, für die Berechnung des Dreiecksnetzes angewandte Länge der Grundlinie ist = 13 053.74 m.
D. Gegenübersteilung des heutigen Wertes der Toisenlänge mit dem Wert von 1834 und Rekonstruktion des Resultates von Eschmann
1. Einheiten:
1 peruanische Toise = 6 Pariser Fuß
= 72 Pariser Zoll
= 864 Pariser Linien
= 1949.03631 mm; bei 13° R = 16°.25 C
Laut Dekret der französischen Regierung vom 10. Dezember 1799 zur Einführung des metrischen Systems sind:
443.296 Pariser Linien = 1 Meter
2. Neuer und alter Wert der Toisen
a) Wert 1947:
Nach dem Zeugnis des Eidgenössischen Amtes für Maß und Gewicht vom 31. Dezember 1947 ist bei einer Temperatur von 19° G die Länge von:
Toise 1 = 1949.149 mm
Toise 2 = 1949.155 mm
Dies ergibt nach der Formel Lt = L ± k • t • L, und unter Annahme des Ausdehnungskoeffizienten k = 0.0000115, für die Vergleichstemperatur t = 16°.25 G folgende Länge:
Nr. 1 = 1949.087 mm
Nr. 2 = 1949.093 mm
b) Wert 1834:
Eschmann fand bei Vergleichstemperatur 7°.25 C
Nr. 1 kleiner als Originaltoise = 0.01613 Pariser Linien
Nr. 2 kleiner als Originaltoise = 0.00740 Pariser Linien
Dies ergibt bei t = 16°.25 C, umgerechnet ins Metersystem
Nr. 1 = 1949.000 mm
Nr. 2 = 1949.020 mm
Demnach wurde:
Toise Nr. 1 1947 größer bestimmt als 1834, um 0.087 mm
Toise Nr. 2 1947 größer bestimmt als 1834, um 0.073 mm
3. Vergleich der Meßstangen mit den Toisen
Sollwert von 3 Toisen bei 16°.25 C = 5847.1089 mm
Die Meßstangen I, II und III waren jede 3 Toisen lang
Kombination der 3 Toisen Oeri 1
+ Oeri 2 = 5847.2163 mm
+ Repsold
also gegenüber Sollwert zu groß = 0.1074 mm
Eschmann fand für die Meßstangen im Vergleich mit der Kombination:
Stange kürzer als 3 Toisen nach Wert 1947, zu groß
gegenüber Sollwert
in P. L. in mm in mm
I 0.0155 0.03496 0.0724
II 0.0145 0.03271 0.0747
III 0.01885 0.04252 0.0649
Die Meßstangen I, II und III sind absolut zu groß, im Mittel um 0.071 mm
4. Einfluß auf die Basislänge
Die ganze Basis umfaßt 2231 Latten. Unter Annahme des beschriebenen Meßvorganges wurden gelegt:
744 Stangen Nr. I
744 Stangen Nr. II
743 Stangen Nr. III
was eine Verfälschung von 157.8 mm ergibt; d. h. die Basis ist um 16 cm zu klein.
Wert von 1834 = 13 053.74 m
Korrektur infolge Neubestimmung des Toisenwertes 1947 = + 0.16 m
Rekonstruierter Wert von 1834 = 13 053.90 m
Die Resultate von Haßler und Tralles waren:
Messung von 1791 13 053.86 m
Messung von 1797 13 053.93 m
Vergleicht man nun die Resultate der Messungen von 1791 und 1797 mit dem 1947 neu hergeleiteten Eschmann'schen Wert, so fällt die erstaunlich gute Übereinstimmung auf. Wie eingangs erwähnt, muß man sich aber hüten, das Resultat zu überschätzen, indem gewisse Zufälligkeiten mitspielen können und weil nur eine der möglichen Fehlerquellen untersucht wurde. Weil die Unterlagen fehlten, war es leider unmöglich, auch die Keilmessungen zu rekonstruieren. Man untersuchte wohl die Maße des Keils, konnte aber, außer der Bestätigung der Anwendung eines stumpfern Keils, keine Schlüsse auf das Resultat ziehen.
Abschließend nötigt uns die Untersuchung auf jeden Fall eine restlose Anerkennung der großartigen Leistung Eschmanns und seiner Mitarbeiter ab.
Quellenverzeichnis :
[1] Schweiz. Triangulation, Band 162. Verification de la base du Sihlfeld près de Zürich en 1834, Base d'Aarberg mesurée par ordre de Monsieur Dufour Quartiermaitre général de la Conféderation Suisse en 1834, par J. Eschmann.
[2] Band 165. Ergebnisse der trigonometrischen Vermessungen in der Schweiz. Messung der Grundlinie bei Aarberg.
[3] W. Lang, Die Grundlagen der Schweiz. Triangulationen.
[4] Geschichte der Dufourkarte.
[5] Korrespondenz Dufour-Eschmann: a) Lettres recues par le Quartiermaitre général; b) Gorrespondance du Quartiermaitre général N° 2.
In der „Österreichisch-Kaiserliche Privilegierte Wiener Zeitung“ vom 01.02.1836 werden die neuesten Nachrichten nach Ländern und Staaten sortiert aufgelistet. Für die Schweiz lesen wir unter anderem:
Das dürfte ein schöner Nachweis sein, wie wichtig und angesehen die Werkstätte des Johann Georg Oeri (1780-1852) zur damaligen Zeit in der Schweiz war.
Heute können wir es uns kaum noch vorstellen, aber zur damaligen Zeit war es enorm wichtig genaue Maße für Gewichte und auch Längen herzustellen, um u.a. den Handel gerecht und auch fair zu gestalten.
In der Tat sind aus der Werkstätte des Johann Georg Oeri (1780-1852) in den Sammlungen des Staatsarchivs des Kantons Zürich einige schöne Exponate erhalten, ein paar ausgewählte sehen wir hier nachstehend:
Gleichfalls erhalten ist ein s.g. Meterfuß von Johann Georg Oeri (1780-1852). Hierbei handelt es sich um ein 30cm langes Eichmaß, welches in 10 Zoll, der erste Zoll geilt in halbe Linien, und die erste Linie in 10 Strich geteilt ist. Auf der dargestellten Oberseite lesen wir die Gravur "1 Schweizer Fuß = 3/10 Meter". Auf einer der Seitenkanten ist das Herstellerzeichen "Oeri" eingraviert und auf der anderen Seitenkante findet sich die Gravur "Justiert bey 0° Reaumour". Mit dem "Konkordat über eine gemeinsame schweizerische Maß- und Gewichtsordnung" vom 17. August 1835 wurde in der Schweiz das metrische System als Referenz- (nicht Mass-)system eingeführt und die alten Einheiten auf einfache Verhältnisse zu diesem gebracht. Ausserdem sollten die alten Einheiten möglichst in einem dezimalen Verhältnis zueinander stehen; Ausnahmen waren unter anderem die Hohlmasse und das Klafter.
Gemäß Konkordat vom 17.08.1835 galten folgende Umrechnungsgrößen:
Strich | = 1/10 Linie | = 0,0003 m = 0,3 mm |
Linie | = 1/10 Zoll | = 0,003 m = 3 mm |
Zoll | = 1/10 Fuss | = 0,03 m = 3 cm |
Fuss | (Basisgrösse) | = 0,3 m = 3 dm |
Elle | = 2 Fuss | = 0,6 m = 6 dm |
Stab | = 4 Fuss | = 1,2 m |
Klafter | = 6 Fuss | = 1,8 m |
Rute | = 10 Fuss | = 3 m |
Nachstehend abgebildeter Meterfuß von Johann Georg Oeri (1780-1852) dürfte somit auf das Jahr 1835 zu datieren sein, denn damals wurde hochpräzise Vergleichsmaße gefertigt, um jedem die Gelegenheit zu geben, die alten uns neuen Maße zu überprüfen.
Ebenso erhalten ist aber auch ein Bericht aus der Zeitschrift “Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft = Actes de la Société Helvétique des Sciences Naturelles = Atti della Società Elvetica di Scienze Naturali“, Band 26 von 1841 in dem wir auf Seite 212 in der Beilage XIV lesen:
ÜBER SPIRALFEDER-WAGEN
von
Herrn OERI,
Mechaniker in Zürich.
Oeri und Goldschmid weisen eine, in ihrer mechanischen Werkstätte verfertigte Spiralfeder-Wage vor, die gegen die andern den Vorzug hat, dass sie im Stande ist, die Unterabtheilungen des Pfundes bis auf das Loth und 1/2 Loth anzugeben, wo hingegen die gewöhnlichen Feder-Wagen nur auf V2 Pfd. wägen.
Anstatt einer Spiralfeder von Stahl hat dieselbe eine solche von hart gezogenem Messingdrath; denn die Versuche haben gezeigt, dass diese Spirale, über einen Cylinder gewunden von circa V2 Zoll Diameter, einmal, in ihrer Länge in Ruhe, auseinander gezogen werden kann, ohne ihre ursprüngliche Form zu verändern auch wenn selbige lange Zeit in ausgespanntem Zustande gehalten wird.
Das eine obere Ende der Feder ist an dem Wagegestell befestigt; an dem unteren Ende ist die Wagschale angebracht, und von diesem Ende geht eine Schnur mitten durch die Feder hinauf über eine Rolle. Somit wird bei Belastung durch die Verlängerung der Feder die Rolle in Bewegung gesetzt, und ein Zeiger, der an der Axe der Rolle angebracht ist, gibt auf einem eingetheilten Kreise die Pfunde mit seinen Unterabtheilungen an. Will man z. B. auf einer solchen Wage 5, 10 bis 15 Pfd. als Maximum wägen, so muss der Radius der Welle sich so gross zu der Verlängerung der Feder verhalten, dass der Zeiger von 0 bis zum Maximum den Kreis durchläuft.
Der eingetheilte Kreis ist verstellbar und kann, die Wage in Ruhe, immer auf 0 gestellt werden; denn wenn sich auch die Feder verlängern sollte, folglich in Ruhe länger würde, so bleibt dennoch die Scale immer richtig, weil die Verlängerung der Feder vom Ruhestande bis zur Verlängerung des Maximums der Belastung sich immer gleich bleibt. Diese Eigenthümlichkeit dieser Wage macht auch bei Veränderung der Form der Spirale nur die Verstellung der Scale notwendig. Die Verschiedenheit der Temperatur mag bei 200 ungefähr ½ Loth Abweichung bis zum Maximum der Belastung betragen. Um desshalb näher zu kommen, soll diese Wage mit Belastung bei mittlerer Temperatur bezeichnet werden. Bei diesem Verfahren gibt sie eine sehr bequeme, brauchbare Hauswage, die sehr wenig Raum einnimmt und nicht kostbar wird.
Maschine schnellen Verfertigung von Maßketten
In dem „Bericht über die Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich vom Anfangs Aprils 1836 bis Ende 1837“, herausgegeben von von dem Actuar der Gesellschaft Ferd. Keller. V.D.M., im Jahre 1836 lesen wir in dem Kapitel „Mechanik“ über Johann Georg Oeri (1780-1852):
28. November 1836. Herr Oeri, Mechaniker weist eine von ihm selbst erfundene Maschine zur schnellen und leichten Verfertigung ganz genauer Meßketten vor, bei welcher noch außerdem der Vortheil erreicht wird, daß solche Ketten durch längern Gebrauch und starkes Anspannen sich nicht verlängern. Das aus drei Stücken bestehende Werkzeug, dessen Leistung dahin geht, dem zu diesen Ketten angewandten Drathe die möglichste Steifheit und Gleichförmigkeit der Arbeit zu ertheilen, ist übrigens so einfach, daß auch der ungeschickte Arbeiter damit unwillkürlich brauchbare Arbeit liefert und durch die Sicherheit der Maschine gleichsam zur lebendigen Maschine wird. Die Versuche, die Herr Oeri mit seiner Maschine macht, bestätigen aus eine überraschende Weise die von ihm ausgesprochene Behauptung. Die aus diese Art verfertigten Ketten haben ausserdem einen bedeutenden Vorzug vor den gelötheten, weil der Drath durch das Feuer nicht mehr in den weichen Zustand kömmt, sondern die Gelenke und Ringe der Kette durch das Winden und Stantzen eine solche Steifigkeit erhalten, die dieselben bei dem Gebrauche vor Verlängerung hinlänglich schützen.
Auch schon von über 100 Jahren, war es für Gewerbetreibende wichtig, auf sich und seine Angebote aufmerksam zu machen. Auch Johann Georg Oeri (1780-1852) tat dies in in zahlreichen Anzeigen in der Tages- und Wochenpresse. Damals natürlich noch ohne Abbildungen, die kaum umzusetzen waren, und daher eher im Fliestext. Interessant ist bei den ersten Anzeigen, dass der als Adresse die "Neustadt No. 118" angiebt. Dieses Haus stellt die heutige Trittligasse 32 dar, und noch nicht die Trittligasse 34. Dieses Haus erwarb er ja bekanntlich erst im Jahre 1824.
Johann Georg Oeri (1780-1852) inseriert in der Zeitung "Zürcherisches Wochenblatt“, Nr. 102 vom 21. Christmonat (Dezember) 1812 und der Nr. 104 vom 28. Christmonat (Dezember) 1812:
Die Vortrefflichkeit der achromatischen
Fernröhren, welche in dem optischen Insti-
tut der Herren Reichenbach und Fraunho-
fer verfertigt werden, hat mich bewogen,
solche nicht nur wie bisanhin auf Bestel-
lungen, sondern auf meine eigne Rechnung,
zum Verkauf kommen zu lassen, und bin
deshaben mit 3 Sorten achromatischenTa-
schenfernröhren, von verschiedener Länge
versehen, welche aber nur bey mir können
besichtigt werden.
J. Georg Oeri, Mechanicus,
in der Neustadt No. 118.
Johann Georg Oeri (1780-1852) inseriert in der "Züricher Freitags-Zeitung", Nr. 18 vom 30. April 1813:
Hiemit mache ich bekannt, daß bey mir die achromatischen Taschen-
fernrohre, Tubi, und andere optische Gegenstände, aus dem berühm-
ten optischen Institut der Herrn Utzschneider, Reichenbach und Fraun-
hofer immer zu haben sind, die gewiß jeder Kenner zu schätzen wissen
wird. J Georg Oeri/ Mechanicus, in der Neustadt No. 118 in Zürich.
Johann Georg Oeri (1780-1852) inseriert in der Zeitung "Zürcherisches Wochenblatt“, Nr. 36 vom 06. Mai 1813
Die von jedem Kenner sehr geschätzten
achromatischen Taschenfernrohre, so wie auch
Jubi und andre optische Gegenstände, aus dem
berühmten optischen Institut der Herren Utz-
schneider, Reichenbach und Fraunhofer in
Benedictbeurn, habe im Verlag, welches ich bey
den herannäherenden schönen Tagen, nicht
ermangle anzuzeigen.
Georg Oeri, Mechanicus,
in der Neustadt No. 118.
In der Rubrik „Gant-Anzeige“, heute sicherlich als Kleinanzeigen bezeichnet, der Zeitung "Zürcherisches Wochenblatt“, Nr. 67 vom 22. August 1833 wird angeboten:
36 Eine Meßkette mit Stäben von Oeri,
Kreuzscheibe, Logarithmen von Vega,
Nr. 13. in Wiedikon.
Johann Georg Oeri (1780-1852) inseriert in der Zeitung „Schweizerische Republikaner“, Nr. 14 vom 18.02.1834 im Fließtext:
Es ist einem jungen tüchtigen Arbeiter, besonders für
mathematische und physikalische Arbeiten, ein Platz offen
in der Werkstätte des
G. Oeri, Mechanikus in Zürich.
Eine weitere Anzeige von Johann Georg Oeri (1780-1852) in der Zeitung „Schweizerische Republikaner“, Nr. 32 und 34 vom 22. und 29.04.1834 im Fließtext bewirbt eher die Geschäfte:
Der Eintritt in die fröhlichere Jahreszeit erinnert Unterzeichneten,
den Freunden der Naturschönheiten anzuzeigen, daß er, wie schon
etliche Jahre, größere und kleinere Fernrohre mit und ohne Stativ,
für längere oder kürzere Zeit ausleihen wird.
G. Oeri, Mechanikus,
Neustadt Nro. 114.
Johann Georg Oeri (1780-1852) wird in der "Züricher Freitags-Zeitung", Nr. 21 vom 20. Mai 1836 in nachstehender Anzeige erwähnt:
Sämmtliche Büchsenmacher des Cantons, welche der am 25 vorigen
Monats statt gehabten Zusammenberufunq der Büchsenmacher keine
Folge gegeben haben, sind hiemit alles Ernstes angewiesen, sich, ehe
sie die Veränderungen der vom hochl. Kriegsrath festgesetzten Ueber-
gangsbestimmung der Scharfschützenbewaffnung beginnen, bei den be-
treffenden Herren Hauptleuten der Stamm-Compagnien für Einsichtnahme
der Modelle zu melden und allfällige Weisungen zu empfangen. Auch
sind die Büchsenmacher ferner angewiesen, sich den zur Verfertigung von
Waffenarbeiten unentbehrlichen Zollstab in Schweizermaß (zu finden bei
Hrn. Mechaniker Oeri in Zürich) anzuschaffen.
Das Scharfschützen - Commando erwartet übrigens schnelle Anhand-
nahme so wie billiger Berechnung der vorkommenden Arbeiten, um so-
mit den Verordnungen der obersten Militärbehörde ein Genügen leisten
zu können. Wädenschweil, den 17. Mai 1836.
Theiler, Oberst-Lt.
und Com. der Scharfschützenwaffe.
In der „Züricher Freyt.Zeitung“, Nr. 8 vom 19. Februar 1836 lesen wir in der Rubrik „Schweizer Nachrichten“:
- St Gallen - hat sich bereits in Thätigkeit gesetzt, die eidg. Maße
und Gewichte einzuführen. - Hr. Mechaniker Zuber ist zu Hrn.
Oeri nach Zürich gereist, um die Mustermaße zu Stande zu
bringen. - So recht, - wenn man etwas nützliches machen will,
so muß es nicht im Schlafe geschehen. –
Eine wirklich bemerkenswerte Anzeige mit der Nennung des Mechanikus Johann Georg Oeri (1780-1852) findet sich in der Zeitung „Der Schweizer - Bote“, 33. Jahrgang Nr. 18 vom 02. März 1836:
Ich sehe mich veranlaßt, öffentlich anzuzeigen, daß
ich wegen vielen Bestellungen nirgends in der Schweiz,
noch im Ausland, seit vier Jahren von meinen étuis
math. in Kommission zum Verkauf versandte, einzig
Herr Oeri, Mechanikus in Zürich, besitzt für seine
eigene Rechnung stets deren vorräthig. Auch habe ich
seit November, 1833, in jedem étui, den größern Zirkel
mit meiner Firma L. ESSER. ARAU auf der innern
Fläche bezeichnet.
L. Esser, Mechanikus in Aarau.
Diese Anzeige verwundert dadurch, dass der Unterzeichner Ludwig (Louis) Esser (1772-1826), der Gründer der heute noch weltbekannten Werkstätte für mathematische Instrumente, wie Reisszeuge und Zirkelkästen, hier auch noch zehn Jahre nach seinem Tode im Jahre 1826, als Verfasser der Anzeige genannt ist. Dies beruht darauf, dass die Firma von seinem Nachfolger Friedrich Hommel-Esser (1803-1867) noch viele Jahre unter dem Firmennamen „L. Esser Arau“ weitergeführt wurde.
In der „Züricher Freyt.Zeitung“, Nr. 36 vom 07. September 1838 lesen wir in der Rubrik „Schweizer Nachrichten“ eine Anzeige, die Mechanikus Oeri nennt:
Der Unterzeichnete ist von der L. Gewerbssektion des Kantons Zürich au-
torisirt, die von ihm verfertigen, von den Herren Experten Oberst Pestaluzzi
und Mechanikus Oeri in Zürich geprüften und in Bezug auf Form und Inhalt
richtig befundenen küpfernen mit metallenem Rande versehenen Sinngefässe
an die Gemeinden des Kantons zu verkaufen. Indem ich dieses hiermit
dem E. Publikum zur Kenntniß bringe, empfehle ich mich demselben zu
Verfertigung benannter Gefässe, namentlich auch kupfernen Sinntansen, nach
dem von der Löbl. Gewerbssektion gut geheißenen Muster; ebenso können bei
mir auch die zu den kleinern Sinngefässen nöthigen Glasplatten und Brennstempel
bezogen werden. Im Fernern bin ich mit ausgezeichnet schönen Gewichten,
Waagen, Längenmaßen, Getreidehohlmaßen und mit Kupferschmied- und
Metallgußwaaren aller Arten versehen, die ich um billige Preise erlassen
werde; ebenso steht bei mir auch eine sehr bequeme und solide Weinpresse
mit vier Zoll starker eiserner Spindel und metallener Mutter um billigen Preis
zum Verkauf. Auch könnte ein gutgesitteter Knabe unter billigen Konditionen
bei mir die Kupferschmiedprofession erlernen.
Bülach, den 4. September 1838. R. Schmid, Eichmeister.
Im „Zürcherisches Wochenblatt“ Nr. 87, vom 31. Oktober 1839 und auch in der Nr. 88, vom 04. November 1839 finden wir sogar eine gemeinsame Anzeige von Johann Georg Oeri (1780-1852) und Jakob Goldschmid (1815-1876). Die gleiche Annonce ist ebenfalls bereits in der "Züricher Freitags-Zeitung", Nr. 43 vom 18. Oktober 1839 erschienen:
Wir geben dem E. Publikum die Nach-
richt, daß wir eine Sendung der beliebten Feld-
Stecher und vorzüglichen Zugfernröhren von dem
berühmten Optiker Hrn. Plößl in Wien erhalten
haben, auch jede Bestellung auf seine optischen
Arbeiten übernehmen. Zugleich halten wir auch
eine Auswahl von andern optischen, physikalischen
und mathematischen Gegenständen, vorzüglich
gut geschliffene Brillen und Theaterperspektive u.
aus den besten Werkstätten, worin wir uns, so
wie für alle in unser Fach einschlagenden Arbei-
ten bestens empfehlen.
Oeri u. Goldschmid, Mechaniker
in Zürich
Eine weitere Nennung des Johann Georg Oeri (1780-1852) findet sich in der Zeitung "Zürcherisches Wochenblatt“, Nr. 98 und Nr. 100 vom 09. und 16. Dezember 1841:
70. Anzeige u. Empfehlung.
Unterzeichneter macht einem E. Publikum bekannt, daß er,
nachdem er sechs Jahre als erster Arbeiter bei Herrn Oeri,
Mechanikus in der Neustadt, gearbeitet hat, nun seit einiger
Zeit auf eigene Rechnung ein Geschäft angefangen.
Er empfiehlt sich daher im Verfertigen und Repariren aller
Arten Werkzeuge, besonders sehr schöner tours à support
fixe de 3 à 7 mouvements für die Herren Uhrenmacher,
Kopierpressen mit Exentrique, Goldwaagen und anderer
größerer Waagen, so wie aller Arten Maschinen, Zeichnungs-
apparate u. Sehr billige Preise und genaue Arbeit werden ihn
aufs Beste empfehlen.
P. Borel, Mechanikus,
im Niederdorf No. 645.
In der "Züricher Freitags-Zeitung", Nr. 31 vom 5. August 1842 finden wir nachstehende Anzeige. Diese Anzeige ist ebenfalls in der Zeitung "Der Beobachter aus der östlichen Schweiz.", Nr. 98 vom 19. August 1842 und Nr. 101 vom 26. August 1842 erschienen:
Anzeige für die Herren Goldarbeiter
und Gürtler.
Unterzeichnete empfehlen sich für Verfertigung von Apparaten, um nach
den neusten Erfindungen auf galvanischem Wege zu vergolden. Von der Ein-
richtung und der praktischen Anwendung derselben sowohl, als bei geringem
Goldbedarf, Dauerhaftigkeit und Schönheit der damit erzeugten Vergoldung
kann sich jeder der Herren Besteller durch vorgelegte Proben selbst überzeugen.
Die möglichst billigen Preise variren von 6 bis 40 fl., indem nach Verlangen
einzelne Theile oder vollständige Apparate mit oder ohne Gold-Solution, abge-
liefert werden.
Oeri
und Goldschmid, Mechaniker in Zürich.
Nebenstehende Anzeige erschien in der "Neue Zürcher Zeitung", Ausgabe Nr. 90 vom 29.07.1842.
Die Daguerreotypie, eine frühe Form der Fotografie, und wohl die erste kommerziell nutzbare Form der Fotografie, ist nach dem französischen Maler Louis Daguerre (1787-1851) benannt, der das Verfahren mitentwickelt und 1839 veröffentlicht hat.
Das Mechaniker-Duo Oeri und Goldschmid bieten schon sehr früh hier die Anfertigung von Daguerrotypie - Fotoapparaten nach dem Vorbild des bekannten Voigtländischen Dagguerrotypie - Apparats an.
Von Johann Georg Oeri (1780-1852) ist eine Veröffentlichung eines Fachaufsatzes im Polytechnischen Journal von 1850, Band 115, Nr. XI. (S. 50–53) bekannt:
XI. Ueber Abhämmerung, Steifung und Elasticität des gelben Messings; von G. Oeri, Mechaniker in Zürich.
Im vorigen Jahre wurde von mir ein messingener Waagebalken vorgewiesen, welcher mit besonderer Sorgfalt (nicht nach der gewöhnlichen Manier) ausgeschmiedet und steif gemacht worden ist, und eben deßhalb so leicht und gefällig ausgearbeitet werden konnte, daß er bei einem nicht mehr als 1/2 Pfund betragenden Gewicht auf jeder Seite 4 Pfund zu tragen vermochte und zwar unbeschadet seiner normalen Form in Bezug auf die durch den Unterstützungspunkt und die Aufhängepunkte gehende Linie.
Die gute Eigenschaft jedes wohlgearbeiteten Waagebalkens besteht darin, daß er bei Auflegung der Maximallast seine Form nicht im mindesten verändere, weil bekanntermaßen die kleinste Biegung eine Unempfindlichkeit in größerem oder geringerem Grade zur Folge hat. Schon damals wurde bemerkt, daß das gelbe Messing beim Aushämmern und Ausstrecken weitaus mehr Steifigkeit und constantere Elasticität erhalte, wenn es während dieser Manipulation möglichst wenig erhitzt werde, und daß Versuche von mir zur Ermittlung des Verfahrens angestellt würden, wie dem Messing der höchste Grad von Steifheit gegeben werden könne; die Resultate derselben sind in Nachstehendem enthalten.
Das gelbe Messing ist unter den zusammengesetzten Metallen eines von denjenigen, welche sowohl für hausräthliche als für eine Menge mechanischer Gegenstände am meisten verwendet werden, indem es seiner leichten Bearbeitung sowohl, als auch der Steifigkeit und Elasticität wegen, die man ihm zu geben vermag, sich zu vielfältigen Arbeiten eignet und im Preise immer noch niedriger als das Kupfer steht, welchem durch Schmieden niemals jene Eigenschaften des Messings in gleich hohem Grade beigebracht werden können. Eisen, obwohl ein compacter und härterer Körper, kann dennoch nicht durch bloßes Schmieden, sondern erst durch Verwandlung in Stahl und Härtung in warmem Zustande, an Elasticität diejenige des Messings übertreffen. Auch dem Silber und Neusilber können durch Abhämmern jene Eigenschaftem des Messings beigebracht werden; das Neusilber wird sogar noch elastischer, ist aber zu theuer, um das Messing mit Vortheil ersetzen zu können.
Das gelbe Messing wird in platter Form als gewalztes Blech, in runder Form als Draht und endlich als Guß nach Modellen von den Metallarbeitern verbraucht. Das röthliche Messing findet seltenere Anwendung. Das gute gelbe Messing besteht aus circa 9 Theilen Kupfer und 1 Th. Zink, je nach der Qualität des Kupfers; das röthliche ist eine Mischung aus Kupfer und Zinn. Beide Sorten werden besonders gut in der Fabrik von A. Beck und Comp. in Augsburg verfertigt. Die schöne gelbe Farbe des erstern, seine Dauerhaftigkeit unter dem Hammer, seine Güte im Feuer bei der Löthung mit hartem Schlagloth lassen, nichts zu wünschen übrig.
Die dicksten gewalzten Blechtafeln haben bei 4–5 Fuß Breite und bei unbestimmter Länge eine Dicke von 20 Millimeter. Gewalzte Bleche unter 2 Millimeter Dicke kommen im Handel unter der Benennung Bugmessing vor, weil sie zur Versendung zusammengebogen werden.
Der Messingdraht variirt zwischen der Dicke eines Menschenhaares bis zu 20 Millimeter Durchmesser. –
Bleche und Draht kommen im Handel gewöhnlich weich vor. Bei der Verarbeitung müssen Bleche und Guß geschmiedet, der Draht im Drahtzug gezogen werden. Denn würde man das Messing im weichen Zustande verarbeiten, so könnten die daraus gefertigten Gegenstände sich leicht verbiegen und dadurch unnütz gemacht werden, wo hingegen bei zweckmäßigem Abschmieden und Durchziehung aus der Bank dem Messing eine Federkraft gegeben werden kann. Je besser nun das Messing, desto eher kann es jene Manipulation vertragen, ohne auf irgend welche Art Schaben zu nehmen.
Die Härtung und Unbiegsamkeit hat ihre Gränzen, welche aber, so viel mir bekannt, nur noch oberflächlich festgestellt sind; so daß bei sorgfältigem Abschneiden und Dehnen des Messings weit mehr Steifheit und Elasticität erreicht werden könnte. Dieß dürfte unter folgenden zwei Hauptbedingungen der Fall seyn:
1) das gelbe Messing soll in kaltem Zustande geschmiedet und ausgestreckt, und um zu starke Erwärmung zu verhindern, öfter mit kaltem Wasser abgekühlt werden; das Gleiche soll auch mit dem warm gewordenen Schmiedehammer geschehen;
2) das Messing darf nicht zu sehr ausgestreckt und also seine Molecüle nicht allzustark zusammengepreßt werden, weil nur dannzumal das Stück seine größte Elasticität und Steifheit erhält, ohne zu zerreißen.
Was das erste anbelangt, so weiß man, daß das Messing auch nur dunkelroth erhitzt, unter dem Hammer in tausend Stücke zerspringt; folglich kann auch eine weniger starke Erwärmung, die dennoch bei starkem und schnellem Abhämmern bis auf 40° R. kommen dürfte, schon nachtheilig wirken, besonders wenn das Stück federhältig seyn soll.
Der Messingdraht, zu schnell durch die Zieheisen gezogen, wird zu sehr erhitzt und nach wiederholtem Durchziehen seine Federkraft geschwächt.
Was die zweite Bedingung betrifft, so könnte man glauben, wenn sich das betreffende Stück nicht verlängere, so sey es genug gehämmert; allein dann könnte man schon zu weit gegangen seyn. Der klangreichere Ton des Hammerschlags ist jedenfalls ein sicheres Zeichen, daß das Stück fest geworden. Im Anfang bei noch weichem Messing ist der Hammerschlag dumpf und der Hammer geht mühsam in die Höhe; allmählich wird der Ton heller und der Hammer hüpft von selbst in die Höhe, was eine untrügliche Anzeige ist, daß das Stück steif geworden. Zur Beendigung und Applanirung sind dann kleine Hämmer und leichte Hammerschläge bei möglichst niedriger Temperatur zweckmäßig in allen Fällen und bringen das Stück auf den höchsten Grad der Härte und Federkraft.
Was den Messingdraht anbelangt, so habe ich gefunden, daß wenn durch den Zug einmal verlängert, dieß die Norm seyn möchte, um demselben die constante Elasticität beizubringen, vorausgesetzt, daß er sich im Ziehen nicht zu stark erhitze. Das Ausglühen des steif geschmiedeten Messings, um es wieder weich zu machen und auf bestimmte Dimensionen auszudehnen, mag nur in denjenigen Fällen anwendbar seyn, wo es sich nicht um den höchsten Grad der Steifheit und Elasticität handelt, sondern mehr um die verlangte Größe. Denn das Ausglühen ist dem Messing nachtheilig; es ist bei zweimaligem Abschmieden dem Zerreißen unterworfen und wird an seinem innern Gehalte benachtheiligt. Oefters kommt es vor, daß z.B. eine Messingfeder, sey sie gerade oder in Spiralform, an irgend einem Stück mittelst Zinn muß angelöthet werden; aber gerade die zum Schmelzen des Zinns erforderliche Wärme bewirkt, daß die Feder viel von ihrer constanten Elasticität verliert.
Die Versuche haben gezeigt, daß z.B. zwei Metallstreifen, wovon der eine ohne Abkühlung warm geschmiedet und ausgestreckt worden, mehr Senkung für ein gleiches Gewicht zeigte, als der andere kalt abgeschmiedete Streifen, der nur die Temperatur des Zimmers, etwa 12° R., annehmen konnte. Nach sehr starker Belastung kam der erstere nicht mehr ganz auf 0 zurück, hingegegen der kalt geschmiedete – ein Beweis, daß die Behandlung des letztern vorzüglicher gewesen. Bei ganz dünnen Messingstreifen tritt diese Erscheinung noch auffallender hervor; wogegen bei starken Federn von großen Dimensionen die Verschiedenheit geringer ist.
Quellenangabe: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj115/ar115011 (nicht mehr abrufbar)
Johann Georg Oeri (1780–1852) wird in einem eher sarkastischen Artikel in der Zeitung „Kaiserlich Königlich privilegierter Bothe von und für Tirol und Vorarlberg“ vom Donnertag, dem 4. Februar 1836, der zuvor in der „Allgemeinen Schweizer Zeitung“ erschienen ist, erwähnt:
S c h w e i z.
Die allgemeine Schweizer-Zeitung sagt - Hilf neuerungslustige Stände sind vorörtlich auf den 1. Febr. zu einer Konferenz nach Bern eingeladen, um die Verwirrung von Babel in Maßen und Gewichten durch Einführung noch mehrerer Maße und Gewichte in etwas zu vermehren. Weher anders hätte man das Neue genommen als aus Frankreich wo man alles herholt, wie einem Präfekten der Weg gebahnt ist, und derselbe hier schon lauter erzogene Franzosen findet, gewohnt an franz. Maß, Gewicht, Geld, Grundsteuer, Kleider, Konskription und Franzofenherrschaft. Ein Meterstab und ein Kilogramm-Gewicht, welche man in der Rumpelkammer der Helvetik aus altem Moder hervorgezogen, ein Geschenk der franz. Direktoren, unserer damaligen Unterdrücker und Berauber, werden heute zur Hauptgrundlage der vorhabenden Nachäfferei vorgeschlagen. Mechaniker Oeri in Zürich soll mit Verfertigung der neuen Mustermaße begünstigt werden. Es ist übrigens nicht zu besorgen, dass die Einführung franz. Maße den Ständen gelingen werde. Denn selbst Napoleons Zwingherrschaft gelang die Maßregel nur unvollkommen, da u. a. noch jetzt die franz. Bauernweiber die Stoffe zu ihrer Kleidung nach altem Maß einkaufen. Dem gegenwärtigen Vororte sollen wir hingegen im Namen der Industrie und besonders unserer hiesigen Gasthöfe und Kaffeehäuser die häufige Einberufung zahlreicher Kommissionen nach Bern, besonders im Winter, wo wir Mangel an Engländern leiden, verdanken, und für die schnell dahin eilenden noch übrigen 11 Monate die Fortdauer des bisherigen Strebens ermuntern und empfehlen. Die Taggelder der Konferenzmitglieder, Experten, Projektmacher, Einheitszeloten, Priesterwidersacher, Soldatenspieler und wie sie alle heißen, können nirgends Zweckmäßiger und honoriger verzehrt werden, als in unserem geliebten Bern, wo für die physische Pflege dieser Herren vielfältige Anstalten offen stehen.