Auszeichnungen

 

Unter der Firmenführung von Rudolf Hottinger (1834-1883) und auch unter der Firmenführung von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918) nahm die Werkstätte, die die Aneroidbarometer nach dem System Jakob Goldschmid herstellte, natürlich auch mehrfach an Ausstellungen teil. 

 

Dies ist sogar schon für die Herren Johann Georg Oeri (1780-1852) und Jakob Goldschmid (1815-1876) bekannt. Von ihnen wurden aber wohl vornehmlich andere Apparate und Instrumente ausgestellt. Bekannt sind sind für beide überwiegend lokale Ausstellungen, auf denen u.a. Waagen und andere Präzisionsgeräte gezeigt wurden.

 

Ein Beispiel hierfür ist die 3. Gesamtschweiz. Gewerbe- und Industrieausstellung, die bisweilen auch als erste Schweizer Landesausstellung gilt, und 1857 in Bern stattfand.

 

In der „Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften“, herausgegeben von dem Naturw. Vereine für Sachsen u. Thüringen in Halle, Berlin 1858, Elfter Band, lesen wir in dem Bericht über „Die dritte schweizerische Industrieausstellung von W. Baer.“ auf Seite 304:

 

Als Aussteller aus dem Canton Zürich waren erschienen: Meyer, Uhrmacher in Elgg, mit einem Serumeter für Seidenfabrikation, Goldschmid, J., Mechanicus in Zürich mit einem Manometer zu 6 und 12 Atmosphären, einem Vacuummeter und einem Aneroid-Reisebarometer für Höhenmessungen und Meyer und Naegeli mit 40 Stück prachtvollen Chromotropen für die Laterna magica (Preis pro Stück 24 Sgr. bis 2 Thlr. 4 Sgr.).

 

Ein weiteres Bespiel ist Ausstellung wissenschaftlicher Apparte im South Kensington Museum zu London 1876.

 

So lesen wir im „Bericht über die Ausstellung wissenschaftlicher Apparte im South Kensington Museum zu London 1876“ von Rudolf Biedermann, London, 1877 in der Gruppe 14 „Meteorologie“ im Abschnitt der Barometer, und da im Teil b „Aneroide“ auf Seite 698 und 699:

 

4046. Aneroid - Barometer für Messungen bis zu 5000 Meter über dem Meeresspiegel.

          Mit Kästchen, Vergleichungs-Tafeln, Instructionen etc.

                                                                                                           J. Goldschmid, Zürich.

 

4047. Aneroid - Barometer für Messungen von 9000 bis 10,000 Meter über dem Meeresspiegel.

          Mit Kästchen, Tafeln und Instructionen etc.

                                                                                                           J. Goldschmid, Zürich.

 

4048. Taschen - Aneroid - Barometer von Neusilber. Mit Kästchen und Instructionen etc.

                                                                                                           J. Goldschmid, Zürich.

 

4049. Aneroid - Barometer, Weilenmann’sches System. Mit Tafeln.

                                                                                                           J. Goldschmid, Zürich.

 

4050. Aneroid - Barometer für Messungen bis zu 5000 Meter. Mit Tafeln, etc.

                                                                                                           J. Goldschmid, Zürich.

 

Die Seitenflächen an den obigen Aneroid-Barometern sind von Neusilber. Die verschiedenen Ablesungen werden durch ein feines Mikrometer gemessen. Eine jedem Instrumente beigegebene, besonders angefertigte Tabelle giebt die Barometerhöhe an. Die in einer zweiten Tabelle gegebene Temperatur -Berichtigung wird durch Beobachtung an einem kleinen, am Instrument angebrachten Thermometer gefunden.

 

4051. Zeichnung eines Aneroids nach Naudet.

 

4052. Zeichnung eines Aneroids nach Goldschmid. Prof. W. Tinter, Polytechnicum, Wien

 

Gleichfalls lesen wir in der „Eidgenössische Zeitung“, Nr. 295 vom 25.10.1957 eine Veröffentlichung über die Vergabe der Preise zu der 3. Schweizer Industrieausstellung, die in in Bern stattfand:

 

Schweizerische Eidgenossenschaft.

Präsident des Preisgerichtes für die Kunstausstellung war Herr Baumeister Stettler in Bern, und einer der Preisrichter Herr H. Meyer in Zürich.

Zürich. Wir erhalten nun auch Mittheilung über die Gegenstände, wofür folgende Zürcher in der zweiten Gruppe (Anwendung der Chemie auf die Industrie) Prämien erhielten: …

IV. Gruppe. Instrumente. — Gold: 5. Hüni und Hübert in Zürich für sorgfältig gearbeitete und wohltönende Piano's.

Silber: 13. Rordorf, C, und Comp., in Zürich, für gute Pianos. — 14. Sprecher und Komp. in Zürich, für gute Pianos. —

18. Goldschmid, J., in Zürich, für Manometer und einen verbesserten Windmesser (baromètre aneroide). —

 

Nun, das mit dem Windmesser dürfte wohl eine leichte Fehlinterpreation des Autors gewesen sein, gibt er doch in Klammern den französischen Begriff für Aneroid-Barometer an.

 

Eine ausführlichere Beschreibung finden wir in dem Buch „Bericht über die dritte schweiz. Industrie-Ausstellung in Bern 1857: Rapport sur troisième exposition de l´industrie suisse à Berne 1857. Erstattet … v.d. Mitgliedern d. Preisgerichts, [Auguste] Quiquerez [u.a.]“, erschienen 1858. Das Buch ist teils in deutscher und teils in französischer Sprache gedruckt und der Teil „Rapport sur le quatrième groupe, comprenant les Instruments.“ (Bericht über die vierte Gruppe, einschließlich der Instrumente.) ab Seite 223 verzeichnet im 2. Absatz „Instruments de Précisison“ auf Seite 236 und 237 folgenden, hier ins Deutsche übertragenen Eintrag:

 

Silbermedaillen:

214. Herrn Hommel- Esser, Aarau, für drei mathematische Etuis aus Neusilber und Messing und für zwei graduierte Kreise; alle von ausgezeichneter Verarbeitung.  (Bronzemedaille, 1848. Preis Medaille, London 1851).

355. Herrn Kern, in Aarau, für die gesamte Ausstellung, bestehend aus mathematischen Etuis, einem Repititions-Theodoliten und einem Nivellierinstrument, und ein Polytrop von Magnus, perfektioniert von Prof. E. Schinz (Medaille der 11ten Klasse, Paris 1855. Silber-Medaille, Bern (Bronzemedaille, 1848. Preis Medaille, London 1851).

1151, 1684. Herrn Goldschmid, J., in Zürich, der ein perfektes Aneroidbarometer, ein 6- und ein 12-Atmosphärenmanometer ausstellte, und ein Vakuummessgerät. - Das Aneroid ist am tragbarsten, da es nur 55 mm hoch und 75 mm breit ist. Seine Empfindlichkeit ist so groß, dass es erlaubt es, Höhenunterschiede von 6 bis 7 Metern zu schätzen. Die Ablesungen, die nur eine sehr kurze Zeit in Anspruch nehmen, werden mit Hilfe einer Skala vorgenommen, die auf einem spiralförmigen Deckel gezeichnet ist, der um seine Achse gedreht wird, bis er das hervorstehende Ende des Hebels berührt, der sich mit den Maßveränderungen des leeren Luftbehälters bewegt. Eine Lupe gewährleistet die Genauigkeit der Messwerte. Jedes Instrument wird direkt mit einem Quecksilberbarometer verglichen, und die Ergebnisse des Vergleichs sowie die Abweichungen aufgrund von Temperaturunterschieden werden gegenübergestellt, hierzu gibt es Tafeln in dem Etui. Durch die Wiederholung der Messungen und die Ermittlung des Durchschnittswertes ist das Ergebnis auf 0,1 oder 0,2 Millimeter genau. Herr Professor Monsun hatte die Gelegenheit, diese Aneroide zu prüfen und war mit den Ergebnissen sehr zufrieden. - Was die Manometer betrifft, deren Erfindung einem unserer geschickten Landsleute, dem verstorbenen Ingenieur Schinz, zu verdanken ist, als er 1849 auf der Eisenbahnstrecke von Köln nach Minden 1) beschäftigt war, so stellt Herr Goldschmid sie mit einer anerkannten Überlegenheit her. (Bronzemedaille, Bern 1848).

 

Es erfreut zu sehen, dass hier die Werkstätte von Jakob Goldschmid (1815-1876) in einem Atemzug mit den namhaften Firmen Hommel-Esser und Kern in Aarau genannt werden, und sie alle Silbermedallien erhalten haben. 

 

Auf einigen sehr wichtigen internationalen Ausstellungen wurden auch die Firmen Hottinger & Cie. und Th. Usteri-Reinacher für Ihre Produkte ausgezeichnet. Die Nennung der Preise entnehmen wir den bekannten Katalogen und Prospekten der Firmen. Wie damals üblich, wurden diese Auszeichnungen sehr gerne als ein Qulitätsmerkmal auf Firmenbriefbögen, Katalogen und auch Anzeigen abgedruckt oder zumindest erwähnt.

 

Auszeichnungen für Hottinger & Cie.

 

Fortschritts-Medaille auf der Weltausstellung in Wien 1873

 

Fortschritts-Medaille auf der Weltausstellung in Wien 1873
Urkunde zur Fortschritts-Medaille auf der Weltausstellung in Wien 1873 (Specimem)

 

In dem „Katalog für die Schweizerische Abteilung der Wiener Welt-Ausstellung 1873“ ist Jakob Goldschmid (1815-1876) mit seinen Exponaten auf der Seite 174 in der „XIV. Gruppe – Wissenschaftliche Instrumente“ als Aussteller aufgelistet.

 

G86.   Goldschmid, J., Mechaniker in Zürich.

Micrometer - Aneroid-Barometer (Erfindung des Ausstellers).

No. 1.   Aneroid-Barometer für Topographie.

„     2.   Aneroid-Barometer für Eisenbahn-Trasirungsarbeiten.

„     3.   Marine-Barometer; Observations-Stand-Aneroid-Barometer.

„     4.   Observations-, Stand- und Reise-Aneroid-Barometer.

„     5.   Taschen-Aneroid-Barometer.

„     6.   Selbstregistrirender Reise-Aneroid-Barometer.

Instruction und Preise obiger Instrumente sind vom Aussteller als Broschüre in den Buchhandel gegeben worden.

 

Für den „Selbstregistrirender Reise-Aneroid-Barometer“, den ersten von ihm konstruierten Aneroid-Barographen, erhielt Jakob Goldschmid (1815-1876) die Fortschritts-Medaille der Wiener Weltausstellung von 1873.

 

 

Silber-Medaille auf der Weltausstellung in Paris 1878

 

Silber-Medaille auf der Weltausstellung in Paris 1878 (Specimem)

 

 

In der „St- Gallener-Zeitung“, Nr. 254 vom 29.19.1878 findet sich ein Bericht über die Pariser Weltausstellung.

 

Pariser Weltausstellung.

Wir geben nachstehend das Verzeichnis der bedeutenderen Preise, welche von Schweizern bei der internationalen Weltausstellung davongetragen wurden.

15. Klasse. Präzisionsinstrumente.

Goldene Medaille: Kern in Aarau, Genfer Gesellschaft für Konstruktion physikalischer Instrumente.

Silberne Medaille: Hottinger und Komp. in Zürich.

...

 

 

Verdienst-Medaille auf der Landesausstellung in Graz 1880

 

Verdienst-Medaille auf der Landesausstellung in Graz 1880

Auszeichnungen für Th. Usteri-Reinacher

 

Gold-Medaille auf der Weltausstellung in Paris 1889

 

Gold-Medaille der Weltausstellung in Paris 1889 (Specimem)
Urkunde für die Gold-Medaille der Weltausstellung in Paris 1889 (Specimem)

 

Im „Schweizerischen Handelsamtsblatt = Feuille officielle suisse du commerce = Foglio ufficiale svizzero di commercio, Heft 156 von 1889, wurde ein "Verzeichniss der Auszeichnungen, welche den schweizerischen Ausstellern durch das internationale Preisgericht der Weltausstellung, in Paris vom Jahre 1889 zuerkannt wurden.“, veröffentlicht.

 

Es zeigt sehr schön, in welch guter Gesellschaft man sich befand, und das die Firma Th. Usteri-Reinacher als einzige die Goldmedaille in dieser Klasse bekam.

 

Classe 15

Instruments de précision - Präzisionsinstrumente.

 

J. Amsler-Laffon & fils, Schaffhouse,                           hors concours

F. Châtelain, Neuchâtel,                                           mention honorable

G. Coradi, Zurich-Unterstrass,                                   médaille d'argent

A. D. Sprés, Frauenfeld,                                          mention honorable

Kern & Cie., Aarau,                                                         grand prix

J.-F. Klingelfuss, Aarau,                                           mention honorable

Société genevoise pour la construction

d´instruments de physique, Genève,                            hors concours

Thury & Amey, Genève,                                            médaille d'argent

Th. Usteri-Reinacher, Zurich,                                     médaille d'or

Hoffmann,                                                                médaille de bronze

 

 

Ehrendiplom (höchste Auszeichnung) auf der Kantonalen Gewerbeausstellung Zürich 1894

 

Medaille zum Ehrendiplom auf der Kantonalen Gewerbeausstellung Zürich 1894
Ansichtskarte der Kantonalen Gewerbeausstellung Zürich 1894

 

In dem Buch „Officieller Katalog der Kantonalen Gewerbe-Ausstellung mit Eidgen. Special - Ausstellungen in Zürich“ der Kantonlaen Gewerbeaustellung, die vom 15. Juni bis 15. Oktober 1894 in Zürich abgehalten wurde, finden wir folgende Einträge:

 

Seite 36 – Gruppe II (Keramik) - Rubrik Cementindustrie:

 

38. Usteri-Reinacher, Th., Zürich, Nachfolger v. Hottinger & Cie., Fabrikation v.  Präzisionsinstrumenten. Gegr. 1808.

Apparate zur Prüfung Hydraulischer Bindemittel. Vicat´sche Nadeln. Zerreiss- und Rammapparate mit Zubehör. Sieb- und Rüttelapparate etc.

Goldene Medaille: Paris 1889- Aussteller in Gruppe XII: Feinmechanik und wissenschaftliche Apparate.

 

Zur Erläuterung der Vicat´schen Nadeln: Gerät zur Prüfung des Erstarrungsverhaltens von Zement. Es wurde vom französischen Ingenieur Louis-Joseph Vicat (1786 bis 1861) entwickelt und heißt daher auch Vicatsche Nadel.

 

Seite 80 – Gruppe XII (Feinmechanik, musikal. u. wissenschaftl. Apparate, Instrumente) – Rubrik Wissensch. Apparate u. Instrumente.

 

532. Usteri-Reinacher, Th., Zürich (191) (Nachfolger von Hottinger & Co.), Fabrikation von Präzisionsinstrumenten. Gegründet 1808.

Barograph, Nivellirbarometer, Hygrometer etc. Sortierhaspel- und Waagen, Dynamometer, Tourenzahler etc. Nivellirinstrumente, Theodolithe, Messtische.

8 Medaillen und Diplome. Goldene Medaille Paris 1889.

Cementprüfungsapparate in Gruppe II (Keramik) ausgestellt.

 

Und im Anzeigenteil auf Seite 191 sehen wir dann die nachstehende Geschäftsanzeige.

 

Anzeige im "Officieller Katalog der Kantonalen Gewerbe-Ausstellung mit Eidgen. Special - Ausstellungen in Zürich" von 1894
Preis-Verzeichniss Th. Usteri-Reinacher III. Theil von 1895

 

 

 

 

Auf dem Titelblatt des "Preis-Verzeichniss III. Theil - Instrumente und Apparate zur Prüfung der Hydraulischen Bindemittel" von Th. Usteri-Reinacher, wird sogar auf "8 Medaillen und Diplome" verwiesen. Gemäß Vorwort auf der Seite 2 stammt dieses Preis-Verzeichnis vom 01. September 1895.

 

Es muss also noch mehr Auszeichnungen gegeben haben, als wir hier auflisten können.

 

Ob hier die Auszeichnungen der Firma Hottinger & Cie. mitgezählt wurden, oder es sich um Auszeichnungen nur rein für die Firma Th. Usteri-Reinacher handelte, ist heute natürlich nur noch schwer nachzuvollziehen. 

 

Schon im März 1916 hatte Hans Mettler (1882-1965) die Werkstätte von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918) übernommen.

 

Es ist heute kaum noch feststellbar, wer dieses Preis-Verzeichnis ursprünglich bekommen hat. Aber der aufgedruckte Eingangsstempel darf schon etwas verwundern.

 

Die Vermutung liegt nahe, dass Hans Mettler (1882-1965) auch noch nach der Übernahme der Firma die Preisverzeichnisse seines Vorgängers verwendete und versandt hat.

 

Handschriftliche Eintragungen im Verzeichnis lauten: "Preise ungültig"