Johann Caspar Theophil Usteri wurde am 19.10.1841 als zweiter Sohn des Johann Caspar Usteri (1797-1863), Pfarrer in Kilchberg, und der Emilie Oeri (1809-1851) geboren.
Die Schreibweise seines Namen variiert in verschiedenen Quellen, so dass gelegentlich auch ein Johann Kaspar Theophil Usteri oder einfach nur ein Theophile Usteri genannt wird. Letzteres hat vermutlich auch zur späteren Firmenbezeichnung Th. Usteri-Reinacher beigetragen.
Über die Jugendzeit des Th. Usteri ist leider bislang nichts weiter bekannt. 1857 muss er aber schon in Zürich gewohnt haben, da wir wissen, dass er dort zum Gymnasium ging.
Dennoch sind bei der ETH Zürich seine Studienunterlagen erhalten. Demnach ist er von 1859 bis 1862 immatrikuliert. Er ließ sich zum Maschinenbauingenieur ausbilden.
Als Wohnort in Zürich ist bei der Einschreibung an der Eidgenössische Polytechnischen Schule angegeben „Hr. Goldschmid Mechaniker Winkelwiese“. Man hat sich also schon sehr früh gekannt.
In eben dieser Matrikel ist auch vermerkt, dass Th. Usteri bis Ostern 1857 am Unteren Gymnasium in Zürich und von da bis Herbst 1859 an der Oberen Industrieschule in Zürich war. Neben den beiden Zeugnissen dieser Schulen hat Th. Usteri bei der Einschreibung an der Eidgenössischen polytechnischen Schule auch ein Impfzeugnis und einen Taufschein aus Kilchberg vorgelegt.
Liest man seinen Notenspiegel aus heutiger Sicht, darf man auch hier einen Musterschüler vermuten. Alles Einser und Zweier würde man heute sagen.
Dem „Verzeichnis der Bürger der Stadt Zürich im Jahr 1868“ können wir entnehmen, dass „Usteri, Joh. Kasp. Theophil, Mechaniker, Sappeur-Oberlieut.“ in England lebt. Was er hier gemacht hat, ist bislang leider noch nicht bekannt.
Dem „Verzeichnis der Bürger der Stadt Zürich“ von 1875 können wir entnehmen, dass „Usteri, Joh. Kasp. Theophil, Mechaniker, Sappeur-Oberlieut.“ in Winterthur lebt. Was ihn nach Winterthur geführt hat erfahren wir später.
Nach dem Tode von Jakob Goldschmid (1815-1876) übernimmt Th. Usteri im Jahre 1876 die Werkstätte in der Trittligasse 34. Ungewiss ist, wann Th. Usteri wieder von Winterhur nach Zürich zurück übersiedelt ist. Gewiss ist aber, dass er vor der Übernahme der Werkstätte von Jakob Goldschmid bei der bekannten Firma Escher Wyss u. Comp. in der Neumühle in Zürich in Anstellung war.
Am 20.09.1877 heiratete Th. Usteri seine Frau Adele Reinacher (* 10.06.1848 † 23.03.1924). Die Ehe bleibt wohl kinderlos.
Dem „Verzeichnis der Bürger der Stadt Zürich“ von 1904 entnehmen wir, dass Theophil Usteri zusammen mit seiner Frau Adelheid (Adele) Reinacher in der Plattenstraße 66 in Zürich wohnhaft war.
Th. Usteri-Reinacher führt die oeri´sche / goldschmid´sche Werkstätte mit großem Erfolg weiter und auch zu vermutlich zuvor nie erreichter Größe. Von seinem Nachfolger, Hans Mettler, wissen wir dass die Werkstätte in der Trittligasse mithin bis zu 25 Mitarbeiter beschäftigt hat.
Die Produktpalette, die sich auch bei den Vorgängern von Th. Usteri-Reinacher nie gänzlich auf die Herstellung der Aneroidbarometer nach dem System Jakob Goldschmid konzentriert hat, wird aber unter Th. Usteri-Reinacher stetig weiter ausgeweitet.
Schon Jakob Goldschmid hat neben den Aneroidbarometer auch Vermessungsinstrumente, wie Nivelliere und Theodoliten, aber auch Spezialwaagen und sonstige Laborgeräte angeboten. Doch unter Th. Usteri-Reinacher wurden zahlreiche weitere Gerätschaften entwickelt und auch angeboten. Dies geht aus zahlreichen Veröffentlichungen und auch einem erhalten Angebotskatalog hervor.
Schon im Jahre 1909 sucht Th. Usteri-Reinacher einen Teilhaber für die Werkstätte in der Trittligasse, die mittlerweile auch auf das benachbarte Gebäude Trittligasse 36 ausgeweitet worden war. Für 10000 Mark, so ein Inserat in der Deutschen Mechaniker Zeitung, dem Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, kann ein tüchtiger Feinmechaniker „Anteile zum billigsten Preis (Hälfte des Kapitals)“ Teilhaber an der Fabrik für Feinmechanik werden.
Ein Teilhaber scheint zum dem Zeitpunkt nicht gefunden worden zu sein, aber dennoch wissen wir, das zum 01.04.1916 Hans Mettler (1882-1965) die gesamte Werkstätte in der Trittligasse 34-36 in Zürich übernahm. Ob er schon vorher in diese eintrat, ob als Mitarbeiter oder Teilhaber ist leider nicht bekannt.
Für die Familie Usteri hat Herr Conrad Usteri-Caflisch aus Zürich im Jahre 2001 eine Familienchronik zusammengestellt und diese im Jahre 2002 ergänzt. Diese Familienchronik trägt den Namen der „grünen Familien-Chronik“ und ist nicht öffentlich verfügbar. Sie ist nur bislang nur den Familienmitgliedern vorbehalten.
Über Theophil Usteri lesen wir dort:
Joh. Caspar Theophil 115
Joh. Caspar Theophil Adele Reinacher CXV
Usteri
Joh. Caspar Theophil Usteri, ein Sohn Hrn. Kammerer Joh. Caspar Usteri und der Frau Emilie Oeri (vidi pag. 108), verehelichte sich civil d. 19. u. kirchlich d. 20. Sept. 1827 mit Fräulein Adele Reinacher, Hrn. Sensal Tochter (vid. Pag. 116). Sie wurde geb. d. 10. Juni 1848. Sie starb in Zürich 7 d. 23. März 1924. Er starb in Zürich 7 d. 26. Oktober 1918.
Joh. Caspar Theophil Usteri, geb. 1841. Sappeuroberlieutenant, Mechaniker, zuerst in Rüti, hierauf in England; 1870 bei Sulzer u. Comp. in Winterthur, nachher Maschineningenieur bei Escher Wyss u. Comp. in der Neumühle in Zürich. Später übernahm er das ehemals Oeri'sche Geschäft in der Neustadt unter d. Firma Th. Usteri-Reinacher, Fabrikation von Präcisionsinstrumenten (s. die Bemerkung auf S. 108), erhielt 1889 auf der Pariser Weltausstellung eine gold Medaille für solche Instrumente. Er war, wie vor ihm sein Vorgänger Ingenieur Hottinger, unablässig bemüht, mit Energie u. Ausdauer den Erfindungen Goldschmids, des Tochtermanns u. Nachfolgers im Geschäft seines Grossvaters Oeri Bahn zu brechen, so namentlich dem bekannten Aneroid-Barometer, Ingenieur-Barographen, u.s.w. - Er war Construkteur einer Reihe von weit verbreiteten meteorologischen Instrumenten, wie Thermographen, registrierenden Hygrometern u. selbstaufzeichnenden Regenmessern. - Er construierte auch militärische Instrumente, besonders Fernrohre; so hat er z. Bsp. einen Distanzmesser erfunden der die Stelle des Scherenfernrohres versehen sollte - Viele seiner meteorologischen Instrumente fanden auf dem ganzen Erdball Verbreitung - Beim Militär erreichte er den Grad eines Geniehauptmanns - Er starb am 26.Oktober 1918.
Den im vorstehenden Verweis auf Seite 108 wollen wir hier natürlich auch wiedergeben, da er ein trefflicher Hinweis auf die Verwandtschaftsverhältnisse der Familien Oeri – Goldschmid – Usteri liefert:
Johann Caspar 108
Johann Caspar Usteri Emilie Oeri CVIII
Johann Caspar Usteri, ein Sohn von Herrn Jacob Usteri, und Frau Margatetha polt. Vid´s pag 106. Ward 1829 Pfarrer zu Rüschlikon, Bezirksschulpfleger, Bezirks Kirchenpfleger, Kirchenrath 1844-1850, Privat Docent an der Theologischen Facultaet der Hochschule, Ao 1834. Pfarrer und Kämmerer zu Kilchberg bis zu s. Ende, auch lange Zeit Präsident der evangel. Gesellschaft. Heurathete den l6.April 1838 Emilie Oeri aus der Neustadt. Er starb den 8. Februar 1863. Sie war geboren 1809 u. starb l6. Oct. 1851. Sie war eine vortreffliche Frau u Mutter. Ihr Vater Joh. Georg Oeri war auch e. vortrefflicher Mann, Mechaniker 1780-1852, cf. Wolf, Biogr. II. S. 394 f. u. Geschichte der Vermessungen in d Schweiz. S. Geschäft gieng nachher über an s. Tochtermann Jakob Goldschmid 1815-1876. dann an dessen Tochtermann Hottinger. endl. an untenstehenden Theoph. Usteri. Cf auch G. Meyer v. K., Gemälde d. Kt. Z. I, 297.
Kinder
Jacob August Emil, gebohren 25.July 1839. Pag. CXIV.
Johann Caspar Theophil, gebohren 19.October 1841. Pag. CXV.
Georg Paul, gebohren 11 .May 1844. Starb 23.Juni 1848.
Johann Alfred, gebohren 30.Juni 1845 (vielmehr 22.Juni nach seiner eigenen Angabe). Pag.
CXVI.
Nachstehend sehen wir den Stammbaum der Familie Usteri von Zürich im Auszug.
Johann Caspar Theophil Usteri-Reinacher verstarb am 25.10.1918 im Alter von 77 Jahren.
Einen Nachruf auf Th. Usteri-Reinacher lesen wir in der Zeitschrift „Schweizerische Bauzeitung, Band 71/72, Heft 18, 1918:
† Th. Usteri-Reinacher. In Zürich verschied am 25. Oktober Ingenieur Theophil Usteri- Reinacher im Alter von 77 Jahren. Usteri stammte aus Zürich, und wurde am 19. Oktober 1841 geboren.
Von 1859 bis 1862 hat er die mechanisch-technische Abteilung an der Eidgen. Technischen Hochschule absolviert. Seine Verdienste um die Entwicklung der schweizerischen Präzisionsmechanik werden in der „N. Z. Ztg." von berufener Seite wie folgt gewürdigt:
„Usteri-Reinacher war seit 1883, als Nachfolger des verdienten Ingenieurs Hottinger, Inhaber der weltbekannten, ehemaligen Goldschmidt´schen Werkstätte für Präzisionsmechanik in der Neustadt, die er gemeinsam mit Dr. C. Koppe*) übernommen hatte.
Schon bei Antritt seiner vielseitigen Tätigkeit vor 33 jähren war er unablässig bemüht, wie schon Hottinger, mit Energie und Ausdauer den Erfindungen Goldschmids auf dem Gebiet der feinern Messinstrumente Bahn zu brechen, so namentlich dem bekannten Aneroid-Barometer, Ingenieur-Barographen, Prozenthygrometern usw. Usteri war auch Konstrukteur einer Reihe von weit verbreiteten meteorologischen Instrumenten, wie Thermographen, registrierenden Hygrometern und selbstaufzeichnenden Regenmessern. Wenn er auch im Anfang in dieser ihm etwas ferner liegenden Spezialität mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, so gereichte es ihm bei seiner rastlosen Tätigkeit und tüchtigen theoretischen Ausbildung zur grossen Genugtuung, dass sich seine Instrumente nach und nach fast auf dem ganzen Erdball verbreiteten. Bereits als Fünfundsiebzigjähriger übergab er vor zwei Jahren sein Atelier einer Jüngern Kraft. M."
*) Anmerkung der Redaktion: NaNa!
Einen weiteren Nachruf auf Th. Usteri-Reinacher (1841-1918) lesen wir in der „Zürcher Wochen-Chronik“ vom Samstag, den 09.11.1918. Diesem Nachruf verdanken wir auch das Porträtfoto von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918). In diesem Nachruf wird der 26.10.1918 als Todestag angegeben, wobei es sich aber um ein Versehen handeln dürfte.
† Theophil Usteri-Reinacher.
Im Alter von 77 Jahren verschied am 26. Okt. Herr Theophil Usteri-Reinacher, Bruder des verstorbenen Pfarrers zu Fluntern, Alfred Usteri, mit dem ihn bis zum Ende eine treue Anhänglichkeit verbunden hatte. Sohn des Kämmerers Hans Kaspar Usteri, Pfarrherrn von Kilchberg, durchlief er, nach froh durchlebter Kindheit aus dem schönen, väterlichen Gute, das Gymnasium und erwarb sich nach vollendeten Studien am Polytechnikum das Diplom als Maschineningenieur.
Sechs Jahre weilte er zur Ausübung seines Berufes in England und erging sich später stets mit großer Befriedigung in Erinnerungen an jenen Aufenthalt. Er war auch ein Freund englischer Literatur, und mancher Band britischer Klassiker schmückte seine Bibliothek.
Mit der Uebernahme eines eigenen Geschäftes für Präzisionsinstrumente in der Neustadt machte er sich auch das Gebiet der Feinmechanik zu eigen, und verschiedene Neuerungen ans diesem Felde, die weithin bekannt geworden sind, verdanken ihm ihren Ursprung. Besonders die verschiedenen von ihm konstruierten meteorologischen Instrumente erfreuen sich dauernd eines besten Rufes. Als Fünfundsiebzigjähriger hat er vor zwei Jahren sein Geschäft einer jüngern Kraft übergeben.
Theophil Usteri war eilt Zürcher von altem Schrot und Korn, ein Mann von wenig Worten, schlicht und bescheiden in seinem Auftreten, aber von lauterm Charakter und wahrer Herzensgüte. Freund echten Humors, pflegte er im kleinen Familienkreise mit seinen launigen Einfällen viel zur Erheiterung beizutragen.
Die Stürme des Lebens, die auch ihm nicht erspart blieben, ertrug er mit bewundernswerter Geduld und Standhaftigkeit. Nie, auch nicht in den letzten qualvollen Tagen, hörte man von ihm ein Wort der Klage, und diese seelische Stärke erhellte auch den Seinen manche dunkle Stunde an seinem Krankenlager.
Er war ein eifriger Saffranzünfter und feierte bis zu den letzten Jahren mit Begeisterung die Sechseläutenfeste im Kreise seiner Zunftgenossen. Auch das politische und soziale Leben seiner Vaterstadt lag ihm mit Herzen. Als treuen Abonnenten der „Wochen-Chronik" erfreuten ihn stets besonders die Erinnerungen und Bilder aus „der guten, alten Zeit", die ihm lebhaft seine eigene Jugend wieder wach riefen.
Nach 41 Jahren glücklicher Ehe erlöste ihn der Tod von einem Herzleiden, das ihm seit längerer Zeit viele Beschwerden verursacht hatte. Wer den guten Mann gekannt hat, wird ihm ein liebevolles Andenken bewahren.
Auch in der Neue Zürcher Zeitung, Nr. 1.444 vom 30.10.1918 lesen wir einen weiteren Nachruf auf Th. Usteri-Reinacher (1843-1918):
Theophil Usteri-Reinacher † . Hochbetagt ist ein Veteran der schweizerischen Präzisionsmechanik in den letzten Tagen gestorben: Usteri-Reinacher war seit 1883, als Nachfolger des verdienten Ingenieurs Hottinger, Inhaber der weltbekannten, ehemaligen Goldschmidtschen Werkstätte für Präzisionsmechanik in der Neustadt. Schon bei Antritt seiner vielseitigen Tätigkeit vor 33 Jahren war Usteri unablässig bemüht, wie schon Hottinger, mit Energie und Ausdauer den Erfindungen Goldschmidts auf dem Gebiet der feineren Messinstrumente Bahn zu brechen, so namentlich dem bekannten Aneroid-Barometer, Ingenieur-Barographen, Prozent-Hygrometern usw. Usteri war auch Konstrukteur einer Reihe von weit verbreiteten meteorologischen Instrumenten, wie Thermographen, registrierenden Hygrometern und selbstaufzeichnenden Regenmessern. Wenn er auch im Anfang in dieser ihm etwas ferner liegenden Spezialität mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, so gereichte es ihm bei seiner rastlosen Tätigkeit und tüchtigen theoretischen Ausbildung zur großen Genugtuung, daß sich seine Instrumente nach und nach fast auf dem ganzen Erdball verbreiteten. Bereits als Fünfundsiebzigjähriger übergab er vor zwei Jahren sein Atelier einer jüngeren Kraft. Theophil Usteri war ein Bruder des verstorbenen Pfarrherrn von Fluntern.
Th. Usteri-Reinacher´s Frau Adele überlebte Ihren Mann um etwas mehr als fünf Jahre. Sie verstarb am 23.03.1924. Nebenstehend sehen wir Ihre Todesanzeige in der Neue Zürcher Zeitung, Nr. 44 vom 25.03.1924.
Über Frau Adele Usteri-Reinacher ist nur bekannt, dass sie offenbar caritativ tätig war. So lesen wir in der Neue Zürcher Zeitung, Nr. 100 vom 11.04.1894, dass sie eine Kollekte für die Errichtung eines Neubaus des Armensoolbads für arme Kranke in Rheinfelden durchgeführt hat.
Kollekte zu Gunsten eines Neubaues für das Armensoolbad Rheinfelden.
Vortrag laut Publikation vom 26. März 10,185 Fr. Seither sind weiter eingegangen: Kollekte der Frau Dr. Henne am Rhyn, St. Gallen, 1. Sendung: 1088 Fr.; Kollekte der Frau Usteri-Reinacher, Zürich, 1. Sendung: 220 Fr.; Kollekte des Herrn Dr. M. Walthard, Bern, 1. Sendung: 420 …
Im Auftrage der Armenbad-Kommission verdanken wir diese Spenden wärmstens, indem wir uns zur Entgegennahme weiterer Beiträge gerne bereit erklären.
Rheinfelden, den 5. April 1894.
Die Hauptsammelstelle: Ersparniskasse Rheinfelden. Bügri. Lenzi.
Ein besonders interessantes Exemplar eines Aneroid-Barometers von Th. Usteri-Reinacher (1843-1918) ist in der Sammlung der ETH Zürich (ETHZ_IFGP_0170) vorhanden.
Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass dieses Aneroid-Barometer noch von Jakob Goldschmid (1815-1876) gefertigt wurde, und die dafür typische Gravur auf dem oberen Gehäusedeckel gut zu erkennen ist.
Die im Etui-Deckel eingeklebte Korrekturtabelle weißt als Hersteller aber Th. Usteri-Reinacher (1843-1918) aus. Eine Eintragung einer Seriennummer fehlt.
Eine weitere Besonderheit ist das im oberen Gehäuseteil eingebaute (aber leider zerstörte) Termometer in Celsius, dass als s.g. Ringthermometer ausgeführt war. Die Modfikaton darf als äußerst selten angesehen werden, war dies doch normalerweise der Platz für die Korrekturtabelle.
Hier hat Th. Usteri-Reinacher (1843-1918) vermutlich ein altes Aneroid-Barometer vom Lager genommen und als sein Werk verkauft.
Gerade Th. Usteri-Reinacher hat sich wohl eingehend mit den Vermessungsgeräten beschäftigt, und so finden wir sogar Zeitungsanzeigen von ihm oder seinen Produkten, die dies Engagement auch schön belegen.
Die nachstehende Anzeige erschien in der Ausgabe der Neue Zürcher-Zeitung, Nr. 106 vom 1.04.1884. Th. Usteri-Reinacher (1843-1918) macht bekannt, dass er die Firma Hottinger & Co. übernommen hat und weiterführen wird. Die gleiche Anzeige erschien auch noch mal in der Ausgabe Nr. 108 vom 17.04.1884 und in der Ausgabe Nr. 106 vom 15.04.1884.
Nur sehr selten finden sich von Th. Usteri-Reinacher (1843-1918) Werbeanzeigen, aber ein schönes Expemplar findet sich in der Wiener Zeitschrift „Der Bautechniker. Centralorgan für das österreichische Bauwesen“ vom 22.03.1889:
In der Neue Zürcher Zeitung, Nr. 303 vom 01.11.1899 lesen wir in der Rubrik „Lokales“ eine kurze Notiz, die Th. Usteri-Reinacher (1843-1918) vermutlich verärgert haben dürfte:
Die renommierte Maschinen- und Dampfkessel-Armaturenfabrik Schäffer ü. Budenberg in Zürich hat dem Schweizerischen Landesmuseum aus eigenem Antriebe einen neuen Besucher-Zählapparat an Stelle der mangelhaften frühern Einrichtung geschenkt und kostenfrei angebracht. Der neue Apparat funktioniert durchaus zuverlässig.
In der Neue Zürcher Zeitung, Nr. 307 vom 05.11.1899 lesen wir mit Bezug auf die vorstehende Veröffentlichung in der Rubrik „Mitteilungen aus dem Publikum“ folgenden Leserbrief von Th. Usteri-Reinacher (1843-1918):
Unter „Mitgeteilt“ lese ich in der Abendnummer 303 Ihres geschätzten Blattes über den Besucher-Zählapparat im Schweizerischen Landesmuseum, eine Notiz, die der Berichtigung bedarf. Der genannte Apparat besteht aus einem unter dem Fußboden befindlichen Hebelmechanismus, welcher auf einen Zähler wirkt. Er wurde zur Eröffnung des Landesmuseums, also vor etwa anderthalb Jahren, im Auftrage der Bauleitung durch die Zürcher Firma Th. Usteri-Reinacher neu konstruiert und hat seither ohne irgendwelche Reklamation von Seiten der beaufsichtigenden Personen funktioniert. An dieser früheren, mangelhaft sein sollenden Einrichtung ist auch heute noch absolut nichts verbessert, sondern es ist nur der Zähler mit dem Namen Th. Usteri-Reinacher entfernt und durch einen solchen mit der Firma Schäffer u. Budenberg ersetzt worden. Die Frage, ob für Reklamezwecke ein solches Vorgehen auf Kosten des Rufes anderer Firmen gerechtfertigt ist, bedarf wohl keiner Erörterung, jedenfalls hat sich die zustehende Direktion dieselbe nicht vorgelegt.
Th. Usteri-Reinacher, Ing.
Wie auch seine Vorgänger Hans Georg Oeri (1780-1852) und Jakob Goldschmid (1815-1876) und Rudolf Hottinger (1834-1883) hat Th. Usteri-Reinacher nicht nur Aneroidbarometer nach dem System Jakob Goldschmid in seiner Werkstätte hergestellt.
Hier sollen nach und nach die unterschiedlichen anderen Konstruktionen und Instrumente gelistet werden, die in der Werkstätte von Th. Usteri-Reinacher entworfen und angeboten wurden.
Anemometer von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918)
Als Anemometer (altgr. ἄνεμος anemos‚ Wind‘ und μέτρον métron ‚Maß‘) oder Windmesser werden verschiedene Messinstrumente zur lokalen Messung der Geschwindigkeit eines Strömungsfeldes bezeichnet, insbesondere der Windgeschwindigkeit.
Man unterscheidet bei den Anemometern verschiedene Bauarten und bislang sind von der Firma Th. Usteri-Reinacher zwei erhaltene Anemometer-Bauarten bekannt. Beide werden als Flügelrad-Anemometer bezeichnet.
Die nachstehenden Abbildungen zeigen die beiden bekannten Anemometer-Bauarten von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918). Bei dem links abgebildeten Anemometer dürfte es sich um eine Eigenentwicklung halten, von der bislang nur bekannt wurde, dass die Seriennummern 171 und 174 heute noch erhalten sind. Das rechts abgebildete Anemometer ist vermutlich ein Zukauf und wurde nur unter der Firmenbezeichnung „Th. Usteri-Reinacher“ vertrieben. Hergestellt wurde dieses Anemometer höchstwahrscheinlich von der Firma Georg Rosenmüller in Dresden-Neustadt. In dessen Preis-Verzeichnis wird das Anemometer als No. 2 mit der Erläuterung: „Anemometer bis 10 000 Meter zählend, mit Schnurenarretierung und Achsenschraube im Etui“ beschrieben. Das im Grunde gleiche Flügelrad-Anemometer wurde unter anderem auch von den Firmen Max Kohl in Chemnitz, R. Fuess in Berlin und W. Maess in Dortmund angeboten. Unterschiedlich sind hier nur teilweise jeweilig die Ziffernblätter und Anzeigen.
Nivellierinstrument von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918)
Ein wunderschönes, sehr seltenes Nivellierinstrument aus der Werkstätte von Th. Usteri-Reinacher ist erhalten geblieben.
Weder in der Literatur noch in sonstigen Quellen ist ein solches Nivellierinstrument bisher verzeichnet. Vielen Sammlern von historischen Vermessungsinstrumenten ist diesen Instrument und auch die Firma Th. Usteri-Reinacher als Hersteller von Vermessungsinstrumenten unbekannt.
Das Nivellierinstrument hat eine Höhe von ca. 16cm und das Fernrohr ist bei nicht ausgezogener Fokusierung des Okulars ca. 26cm lang.
Auf dem linken Foto erkennen wir eine Gravur: Th. Usteri-Reinacher (links) und Zürich (rechts). Eine Serienummer, wie sonst üblich bei Vermessungsinstrumenten, ist nicht vorhanden.
Universal-Winkelinstrument von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918)
Im Heft 16 des Jahrgangs 1904 der „Schweizerische Bauzeitung“ lesen wir eine Vorstellung eines „Universal-Winkelinstruments“ von A. Meyer und E. Wiesmann, Ingenieure am Siplontunnel. Das vorgestellte Instrument soll in erster Linie zur Aufnahme von Querprofilen im Tunnelbau dienen.
Der Bericht stellt das Instrument ausführlich vor, und zeigt in vielen schönen Skizzen dessen Aufbau und Anwendungsbeispiele für dessen Verwendung.
Dieses Universal-Winkelinstrument haben sich die Herren Alfred Meyer und Ernst Wiesmann in Naters (Schweiz) am 08.08. 1903 mit der Patentnummer 29180 des Eidgen. Amt für Geistiges Eigentum patentieren lassen.
Erst einer Veröffentlichung mit dem Titel „Tachéomètre A. Mayer et E. Wiesmann: brevet fédéral no. 29180” im Heft 7 des Jahrgangs 1906 der Zeitschrift „Bulletin technique de la Suisse romande”, die beinahe identisch die Beschreibung des Artikels von 1904 darstellt, entnehmen wir, dass das Winkel-Instrument von Th. Usteri-Reinacher, Hersteller von Präzisionsinstrumenten, Trittligasse 34 und 36, Zürich gefertigt und angeboten wird.
Allerdings spricht der Artikel hier nun auch schon von dem Modell No. III. Leider wissen wir nicht, ab welchem Modell die Fertigung bei Th. Usteri-Reinacher erfolgte.
Selbstregistrirender Geleisemesser von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918)
In der „Schweizerische Bauzeitung“, Band 3 / 4, Heft 21 von 1884 wird vorgestellt ein:
Selbstregistrirender Geleisemesser.
Der nachfolgend beschriebene und abgebildete Geleisemesser neuester Construction ermöglicht eine rasche und zuverlässige Untersuchung der Schienenlage; er notirt graphisch:
1) Jede Verengerung oder Erweiterung des Schienenstranges auf Basis der Normalschienenlehre (in Naturgrösse).
2) Jede Ueberhöhung der beiden Schienen über der Horizontalen (im Massstab von 4:1).
3) Alle Einsenkungen und Erhöhungen der Schienen in der Längsrichtung (in Naturgrösse).
4) Den zurückgelegten Weg des Apparates auf dem Geleise von 10 zu 10 m (im Massstab von 1 : 2500) mit Glockenschlag bei jedem km.
Die Einrichtung des ungefähr 200 kg schweren Apparates beruht auf dem Grundsatze der Selbstthätigkeit aller Bewegungen, so dass der Beobachter nur das richtige Functioniren der einzelnen Vorrichtungen zu controliren hat. Nachdem derselbe auf dem fest mit der massiven Holzunterlage verbundenen Sitze Platz genommen hat, wird der Geleisemesser durch zwei in gewöhnlichem Schritt laufende Männer, welche an dem Querrundholz G stossen, in Bewegung gesetzt. Die Regelmässigkeit der Bewegung kann beim Abwärtsfahren durch die Bremse E eingehalten werden. Bei der Bewegung des Geleisemessers ertheilen die beiden grossen geflanschten Triebräder vermittelst Winkeltriebes und Schraubenübersetzung dem Schreibapparat A eine rotirende Bewegung. Auf demselben notiren drei mit schnelltrocknender, verschiedenfarbiger Anilintinte gefüllte Schreibestifte automatisch das Resultat der Untersuchung. Der erste Stift steht mit dem Räderpaar L in Verbindung, welches die Verengerung oder Erweiterung des Schienenstranges dadurch anzeigt, dass das eine lose auf der Achse laufende und durch eine Feder an die Schiene angedrückte Rad L sich je nach der Spurweite seitlich verschiebt. Eine Einfallklinke, welche mit dem rechten Fusse herausgedrückt werden kann, verhindert ein allfälliges Herausspringen des Rades L. Die Ueberhöhungen werden durch das Pendel K gemessen und auf den zweiten Stift übertragen, während alle Einsenkungen und Erhöhungen der Schienen in der Längsrichtung durch die vordem Räder M untersucht und durch den dritten Stift registrirt werden, wobei zwei scharfe Messerwalzen die Horizontalen angeben. Endlich wird noch der zurückgelegte Weg auf dem Papierstreifen, auf dem alle Schreibstifte notiren, dadurch angegeben, dass eine gezahnte Walze von 4 zu 4 mm Distanz Punkte eindrückt. Der ganze Schreibeapparat wird durch die Schnecke C angetrieben und kann mittelst Ausrückung derselben zum Leerlaufen gebracht werden, so dass die Bewegung des Wagens auch ohne die Thätigkeit der Registrirvorrichtung erfolgen kann. Die Schublade D und die Kiste I dienen zum Aufbewahren von Werkzeugen und Requisiten aller Art. An der Rücklehne F des Sitzes kann eine rothe Signalfahne eingesteckt werden um den Apparat auf Distanz sichtbar zu machen. Der ganze Apparat kann auch mit einem leichten Dach von Eisenblech versehen werden, um denselben auch bei schlechtem Wetter gebrauchen zu können; ebenso wäre es möglich ihn, ähnlich wie ein Velociped, durch eine Tretvorrichtung in Bewegung zu setzen, wodurch eine besondere Bedienung zur Weiterbeförderung überflüssig würde. Um den Geleisemesser aus den Schienen zu heben und wegzutragen, dienen die hölzernen Handhaben H. Ein Geleisemesser von der beschriebenen Construction wurde für die schweizerische Nordostbahn von der mechanischen Werkstätte von Th. Usteri-Reinacher (Nachfolger von Hottinger & Co.) in Zürich hergestellt; derselbe functionirt in durchaus befriedigender Weise.
Der gleiche Geleisemesser von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918) wird in „Dillinger´s Illustrierte Reisezeitung“, in Wien am 20.07.1891 erschienen, allerdings ohne Abbildung kurz beschrieben:
Geleiseprüfer. Eine sorgfältige und häufige Prüfung des Zustandes der Bahngeleise ist für einen sicheren Bahnbetrieb von der grössten Bedeutung. Diese Prüfung ist indessen keine so leichte, da man nicht blos die Lagerung der Schwellen und Schienen, sondern auch die gefährlichen Erweiterungen und Verengungen des Schienenstranges zu untersuchen hat. Man hat daher schon vor
längerer Zeit selbstthätige Prüfungsapparate gebaut, mit welchen man einfach über die Schienen fährt und die dabei ohne weiteres Zuthun den Zustand des Geleises auf einem Papierstreifen verzeichnen. Dieser Streifen dient alsdann als Grundlage für die Ausbesserungsarbeiten. - Neuerdings hat Usteri-Reinacher in Zürich einen solchen Geleiseprüfer gebaut, der sich durch allerlei Vorzüge auszeichnet. Derselbe verzeichnet den auf dem Geleise von dem Apparate zurückgelegten Weg im Massstabe von 1 : 2500 durch Punkte von 10 zu 10 m und gibt bei jedem Kilometer ein Glockenzeichen; ferner verzeichnet er jede Verengung oder Erweiterung des Geleises in natürlicher Grösse, jede Ueberhöhung der Schienen im Massstabe von 4:1, endlich alle Einsenkungen und Erhöhungen der Schienen in der Längsrichtung in Naturgrösse. Die drei letzteren Aufzeichnungen werden mit verschiedenfarbiger Tinte zugleich ausgeführt. Der Apparat besteht aus einem sechsräderigen Karren, dessen Räder gewissermassen die Fühler bilden, welche die Angaben des Geleises auf das Papier übertragen. Er wird von zwei Männern im Schritt geschoben und wiegt nur 200 kg.
Aneroid-Barographen mit Farbschreiber
Wie auch bereits seine Vorgänger Jakob Goldschmid (1815-1876) und Rudolf Hottinger (1834-1883) hat auch Th. Usteri-Reinacher (1841-1918) Barographen hergestellt und vertrieben.
In der Tat wurde das Modell von Th. Usteri-Reinacher bereits 1888 vorgestellt und unterschied sich im Westentlichen von den Vorgängermodellen dadurch, dass eine durchgehende, lückenlose Aufzeichnung realisiert wurde. Die Modelle der Firmenvorgänger zeichneten die Werte immer nur punktuell pro Stunde auf, also nicht wirklich kontinuierlich.
Nachstehend sehen wir ein sehr schön erhaltenes Exemplar, dass durch seine Einfachheit zum einen sehr an andere Barographenmodelle des frühen 20. Jahrhunderts erinnert, und tatsächlich auch wesentlich einfacher aufgebaut ist, als die Vorgängermodelle der Vorgänger von Th. Usteri-Reinacher.
Hierbei handelt es sich um den Aneroid-Barographen mt der Seriennummer 86, der vermutlich um 1890 bis 1895 gefertigt wurde. Das hervorragend erhaltene Instrument konnte im Juli 2020 von Herrn Hansruedi Heri aus Wolfisberg in die Sammlung übernommen werden. Herrn Heri sei herzlichst gedankt.
Der Aneroid-Barograph mit acht Aneroiddosen ist in einem sehr guten Zustand und das 7-Tage-Uhrwerk tickt auch nach über 125 Jahren noch ganz hervorragend. Aufgezogen wird die Uhr über einen Hebelmechanismus am Boden des Instruments. Dieser Hebel kann gespannt werden, und zieht somit das Uhrwerk auf, ohne dafür den Barographen versetzen zu müssen.
Eine Beschreibung dieses Barographen von Th. Usteri-Reinacher finden wir in dem Artikel "Usteri-Reinacher´s Aneroidbarograph mit Farbschreiber" in der "Schweizerische Bauzeitung", Band 11/12, Heft 8 von 1888.
Usteri-Reinacher´s Aneroidbarograph mit Farbschreiber.
von Dr. M. Maurer in Zürich.
Bald zwei Decennien wird es her sein, dass der bekannte, ausgezeichnete Züricher-Mechaniker J. Goldschmid die ersten massgebenden Versuche behufs Verwendung des Aneroids zum registrierenden Luftdruckmesser in Ausführung brachte. Einer der ersten dieser für jene Zeit vortrefflich construirten Apparate ging Mitte der 70er Jahre an unser meteorologisches Institut über; er functionirt heute noch in befriedigendster Weise. Nach dem Tode Goldschmid´s führte sein leider zu früh verstorbener Nachfolger J. Hottinger in Verbindung mit Dr. Koppe die Construction dieser registrirenden Aneroidbarometer mit den manigfachsten Verbesserungen und Modificationen rüstig weiter; auf gar vielen wissenschaftlichen Expeditionen, an stationären und mobilen Observatorien haben diese Instrumente für die Registrirung des Luftdruckes die beste Verwendung gefunden und dem Ingenieur wie dem Meteorologen ihre guten Dienste geleistet. Herr Professor Koppe selbst hat im XVI. Bande der „Eisenbahn“, Nr. 6 und 17 den Lesern dieser Zeitschrift die verbesserten Goldschmid´schen Aneroide von Hottinger & Cie. und speciell auch die Barographen in ihrer vollendetsten Form vor Augen geführt und dabei ein treffliches Bild der Construction und Leistungsfähigkeit dieser Instrumente entworfen.
Bei den Aneroidbarographen von Hottinger & Cie. erfolgte bekanntlich die Registrirung des Luftdrucks in einer punktförmigen also nicht vollkommen continuirlichen Curve ; dieselbe entsteht dadurch, dass in bestimmten, grössern oder kleinern Zeitintervallen der Markirstift (mechanisch) für einen Moment in den Registrirstreifen eingedrückt wird. Bei so vielen Untersuchungen ist es nun aber wünschenswerth und oft von grossem Interesse eine vollkommen continuirliche Aufzeichnung zu erhalten, die jederzeit gestattet wichtige, characteristische Einzelheiten in der zeitlichen Variation des Luftdruckes klar und deutlich aus dem gezeichneten Diagramm zu entnehmen. Desshalb hat der jetzige Inhaber der Präcisionswerkstätte von Hottinger & Cie., Herr Th. Usteri-Reinacher versucht auch diesen berechtigten Wünschen Rechnung zu tragen und in hübscher, compendiöser Form einen Barographen zur vollkommen continuirlichen Aufzeichnung der Luftdruckschwankungen mittelst Cappilarfeder und Tinte construirt, von welchem die untenstehende Skizze eine Totalansicht gibt. Die Einführung der continuirlichen Registrirung bei den Aneroidbarographen mittelst der äusserst geringen Capillarfederreibung ist nun allerdings nicht neu. Meines Wissens hat bereits Breguet versucht, dieselbe in etwas modificirter Form beim Aneroidbarometer zur Anwendung zu bringen und weiter hat eine andere Firma, Richard Freres in Paris-Belleville. eine grosse Zahl ähnlicher Barographen in den letzten fahren in den Handel gebracht. Was die Ausführung im Einzelnen und die Leistungsfähigkeit anbetrifft, so sind ihnen jedoch die neuen Instrumente von Usteri-Reinacher entschieden erheblich überlegen.
Wie bei den frühern Hottinger´schen Barographen wird auch bei dem Usteri´schen Apparate als Motor eine Anzahl zusammengekuppelter Metallbüchsen verwendet. um die Luftdruckschwankungen aufzunehmen. Das Büchsensystem, dessen unteres Ende auf einer runden, messingenen Grundplatte aufliegt, ist in ganz gleicher Weise, wie bei der einfachen Büchse des Nivellirbarometers, durch eine starke Feder gespannt. Das freie, verlängerte Ende dieser Spannfeder trägt rechts eine glasharte, verstellbare Circularschneide. die nahe dem Drehpunkt auf den ausbalancirten Registrirhebel wirkt, welcher an seinem längern (linken) Ende als Index die Capillarfeder mit Tinte zur Aufzeichnung der Luftdruckcurve trägt. Mit. Hülfe der kleinen, an der flachen, federnden Stirnseite des Registrirhebels angebrachten Schraube, lässt sich die Federkraft des erstem leicht so adjüstiren, dass die Spitze der Schreibfeder nur mit ganz schwachem Drucke an der Registrirtrommel aufliegt, wodurch der durch die Reibung allfällig hervorgerufene Einstellungsfehler der Feder auf ein zu vernachlässigendes Minimum reducirt werden kann. Ein vorzügliches Uhrwerk mit Ankerechappement und 8tägiger Gangzeit besorgt die gleichförmige Rotation der Registrirtrommel, die abhebbar ist und durch leichtes Drehen nach links oder rechts auf die richtige Zeit eingestellt werden kann. Die Umdrehungszeit der Trommel ist für gewöhnlich auf 24 Stunden bemessen, so dass man also auf einem und demselben Streifen in der wünschenswerthesten Ausführlichkeit und in continuirlicher Folge (wie bei dem registrirenden Regenmesser derselben Firma) die Barometerstände eines Tages verzeichnet erhält. Das Registrirdiagramm von 288 mm Länge zerfällt in 24 Stunden-Abschnitte von denen jeder hinwiederum 6 Unterrabtheilungen zu 10 Minuten enthält, so das ganz wol noch ein Zeitintervall von 2 Minuten unterschieden, bezw. geschätzt werden kann. Dem Barographen ist gleichzeitig noch ein Schalträdchen beigegeben, dessen Benutzung gestattet, die Rotationszeit der Trommel auf eine Woche zu fixiren; die zugehörigen, besondern Registrir-Cartons sind dann in Tage und Stunden abgetheilt, was für manche Untersuchungen der Uebersichtlichkeit halber noch etwas bequemer ist. Bei den zu Grunde gelegten Hebelverhältnissen, welche die Bewegung des Büchsensystems um das etwa 60 fache vergrössern, gibt der Barograph die Schwankungen der Säule des Quecksilberbarometers in genau doppelter Vergrösserung *) wieder, d. h. einem Ausschlag des Registrirstiftes von 2 mm entspricht eine Hebung oder Senkung der Quecksilbersäule von gerade 1 mm. Danach ist auch die fixe Eintheilung des Registrir-Cartons bemessen worden (80 mm für die Maximalbewegung der Zeigerspitze).
Ein letztes Wort bleibt endlich noch über die Leistungsfähigkeit dieses Barographen zu sagen. Was mich in erster Linie interessirte war der Einfluss der Wärme auf die Angaben des Instrumentes. "Die letztern ändern sich bekanntlich mit seiner Temperatur und müssen, um direct vergleichbar zu werden, auf dieselbe Temperatur reducirt werden. Schon die ersten Beobachtungen an einem solchen Barographen, der mir zur genauem Prüfung übergeben, Hessen erkennen, dass die Grösse dieses Temperatureinflusses eine ausserordentlich geringe ist gegenüber dem Betrage bei ändern Aneroid-Systemen, beispielsweise demjenigen von Richard Freres. Zwischen 10° und 20° Celsius, den gewöhnlichen Temperaturgrenzen, erscheint der Barograph fast absolut compensirt, indem innerhalb dieser Grenzen allerdings eine geringe Spur des Temperatureinflusses constatirt werden konnte, doch erreichte sie kaum den Betrag von 0.05 mm. ist also jedenfalls ganz belanglos, wenn der Barograph in einem Räume aufgestellt ist, der nicht allzugrosse Temperaturschwankungen zeigt. Eine weitere, genauere Untersuchung ergab zur Correction auf 0° C. die nachfolgende kleine Tabelle:**)
Temperatur: 0° 2 4 6 8 10 12°
Corr. in mm: 0.00—0.07—0.14—0.19—0.22—0.25—0.28
14 16 18 20 22 24 26
—0.30—0.30—0.30—0.30 — 0.27—0.23 — 0.17
28 30°.
—0.10—0.02.
Beachtet man. dass heim Quecksilberbarometer mit Messingscala unter einem mittlern Drucke von 720 mm bei 20° C. die Reduction auf 0° 2.33 nun beträgt, so ergibt sich aus obiger Zusammenstellung, dass der vorliegende Barograph gegen Temperatureinflüsse eine ungefähr achtmal geringere Empfindlichkeit besitzt, als das gewöhnliche Quecksilberbarometer. Es ist das zweifellos ein sehr befriedigendes Resultat; dass es selbstverständlich nicht für alle Individuen dieser von Usteri-Reinacher construirten Barographen gilt, gebe ich gerne zu. Doch darf nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen als sicher festgestellt werden, dass bei keinem dieser Instrumente der Betrag des Temperatureinflusses eine solche Grösse erreicht, wie sie Dr. Sprung in Berlin bei der genauen Untersuchung eines Aneroidbarographen der Gebrüder Richard in Paris gefunden hat (vergl. Zeitschrift für Instrumentenkunde, VI. Band, 1886) nämlich:
Bei der Temp.: 0° 2 4 6 8 10 12 14
Corr. in mm: 0.0—0.3—0.6—0.9—1.1— 1.3—1.5 — 1.7
16 18 20 22°.
—1.9—2.0 — 2.2 — 2.3.
Gestützt auf eine Reihe von Vergleichungen mit dem Quecksilber-Standbarometer ergab sich als mittlere Standcorrectionen des untersuchten Barographen gegenüber dem erstem reducirt auf 0° C.: —0.54 mm. Die nachstehende Tabelle gibt einen Ueberblick, in wie weit während eines kürzern Zeitraumes Barograph und Quecksilberbarometer harmoniren; an den. dem Diagramm entnommenen einzelnen Daten wurde jeweils die obige bezügliche Standcorrection angebracht.
|
---|
Die mittlere Abweichung Δ zwischen Aneroidbarograph und Quecksilberbarometer beträgt also hienach kaum 1/10 mm.
Ich will nun allerdings nicht verschweigen, dass wie es ja auch bei einfachen Aneroiden sehr häufig vorkommt, jene ermittelte Standcorrection bis jetzt während der immerhin etwas kurzen Beobachtungszeit noch nicht ganz constant bleibt; es mag dies noch lediglich eine Folge der elastischen Nachwirkung sein. Anderseits zeigt sich bei dem Barographen auch die bekannte Erscheinung, dass das Aneroidbei grössern Druckschwankungen etwas zurückbleibt, d.h. nach einer Periode hohen Luftdrucks und darauf folgendem Sinken desselben gibt der Barograph etwas zu grosse Werthe, nach einer Periode niedrigen Luftdrucks und darauf folgendem Steigen jedoch zu kleine Werthe. Es liegt diese Eigenthümlichkeit eben im Constructionsprincip dieser Instrumente; sorgfältig construirte Barographen leisten als Variationsinstrumente was von ihrer Natur überhaupt gefordert werden kann. Die absoluten Angaben des Quecksilberbarometers werden sie dabei natürlich nicht entbehrlich machen können.
*) Auf besonderes Verlangen auch in einfacher Vergrösserung, wobei also der Ausschlag des Barographen den Schwankungen des Quecksilberbarometers direct entspricht.
**) Die Temperaturcorrection bildet mit der Temperatur als Ordinate eine sehr gestreckte Parabel, deren Scheitel bei 16.5° C. liegt.
Eine weitere Vorstellung des Barographen von Th. Uster (1841-1918) finden wir in der „Züricherische Freitagszeitung“, Nr. 46, vom 16.11.1888 in der Rubrik „Schweiz“:
Wir glauben es nicht unterlassen zu sollen, alle Freunde der praktischen Meteorologie und überhaupt alle Jene, welche dem Verlaufe der Witterungserscheinungen einiges Interesse zuwenden, auf den neuen, selbstregistrirenden Luftdruckmesser aufmerksam zu machen, der gegenwärtig von der Präzisionswerkstätte Usteri-Reinacher, dem Nachfolger von Hottinger u. Comp, in Zürich, in ausgezeichnet hübscher und kompendiöser Form konstruirt wird. Wir haben kaum _ je ein empfindlicheres registrirendes Instrument gesehen, das so fein und so zart eine vollkommen kontinuirliche Aufzeichnung des Barometerstandes wiedergibt und vor Augen führt, wie dieser neue Apparat; in jedem beliebigen Momente lassen sich wichtige, charakteristische Einzelnheiten in der zeitlichen Variation des Luftdruckes, wie sie bei Gewittern, Windstößen, Platzregen, überhaupt bei den mannigfachen meteorologischen Phänomen so oft am Barometer sich kundgeben, aus der ausgezeichneten, scharf markirten, blauen Kurve mit Leichtigkeit entnehmen. Das neue Instrument hat seinen Weg bereits in die entlegensten, überseeischen Länder gefunden, und auch an mobilen und stationären Observatorien zur Registrirung des Luftdrucks schon die beste Verwendung gefunden. — Wie bei den früher schon von Mechaniker Goldschmid und I. Hottinger konstruirten Aneroidbarographen wird auch beim Usteri'schen neuen Apparate als Motor, der die Luftdruckschwankungen aufnimmt, eine Anzahl zusammengekuppelter, luftleer gepumpter Metallbüchsen verwendet, deren Bewegungen in eigenartiger Weise mit Hülfe einer feinen, mit blauer Tinte gefüllten Capillarfeder sichtbar auf die mit Papier überzogene Registrirtrommel übertragen werden. Ein vorzügliches Uhrwerk mit Ankerechappement und 8 tägiger Gangzeit besorgt die gleichförmige Rotation der Trommel; diese Trommel ist abhebbar und kann durch leichtes Drehen nach links oder rechts auf die richtige Zeit eingestellt werden. Die Umdrehungszeit der Trommel ist für gewöhnlich auf eine Woche berechnet, so daß man also auf einem und demselben Kartonstreifen in der wünschenswerthesten Ausführlichkeit und in kontinuirlicher Folge, wie bei dem registrirenden Regenmesser derselben Firma, die Barometerstände einer Woche verzeichnet erhält. Dem Instrumente ist gleichzeitig noch ein Schalträdchen beigegeben, dessen Benutzung gestattet, die Rotationszeit t der Registrirtrommel auf 24 Stunden, d. h. auf einen Tag zu fixiren. Die zugehörigen, besondern Cartons für die Trommel sind dann in 24 Stunden abgetheilt, von denen jede hinwiederum 6 Unterabtheilungen zu 10 Minuten enthält, was für manche Untersuchungen der Uebersichtlichkeit halber noch etwas bequemer ist. In Anbetracht der ungemein feinen Ausführung des Apparates und seiner Leistungsfähigkeit nach fachmännischem Urtheile ist der Preis desselben' ein sehr mäßiger zu nennen, so daß auch von dieser Seite der Einführung des Apparates in besser situirte Familienkreise absolut Nichts im Wege steht.
Tracé-Instrument
Gleichwohl ist auch bekannt, dass Th. Usteri-Reinacher auch Instrumente gefertigt hat, die unter anderem Namen patentiert waren. Ein schönes Beispiel stellt ein s.g. Tracé–Instrument nach Emil Balzer, patentiert durch das Eidgen. Amt für Geistiges Eigenthum am 03.10.1898 unter der Patent Nr. 16956, dar.
Dieses Trassierungsinstrument wurde senkrecht an einen Messstab gehangen und mit Hilfe der Skala und des Fernrohrs konnte man die maximalen Längsneigungen einer neu zu trassierenden Straße oder Eisenbahnlinie mittels der Ausnutzung des Gefällmesserprinzips sehr einfach ermitteln und einhalten.
Ein sehr schön erhaltenes Exemplar dieses Tracé-Instruments konnte im Januar 2020 von Herrn Tom Furger aus Kerns in die Sammlung aufgenommem werden. Es trägt die Seriennummer 15 und ist noch mit dem originalen Transportkasten versehen. Dieser ist mit Samt ausgeschlagen und mit Kunstleder bezogen. Das originale Anschraubgewicht war leider nicht mehr vorhanden und wurde nachgefertigt. Ursprünglich wurde das Instrument im Kantolalsfortamt Uri eingesetzt, wie ein großer Aufkleber auf der unterseite des Transportkastens verrät.
Das ausziehbare Fernrohr ähneld mit seinem Fadenkreuz dem eines Theodolithen, aufgesetzt ist eine lange Reiterlibelle. Das Fernrohr und das Lot, mit Skalenablesung stehe im rechten Winkel und können für vorgegebene Neigungen mittels der Arretierschraube auf der Skala, die von + 50% bis - 50% reicht, festgeklemmt werden.
Ein weiteres sehr schönes von Th. Usteri-Reinacher gefertigtes Exemplar dieses Tracé-Instruments wird im Norwegischen Straßen-Museum verwahrt. Dieses trägt die Seriennummer 4.
Wandbarometer
Von der Firma Th. Usteri-Reinacher ist ein hervorragend erhaltenes Wandbarometer erhalten, dass Herr Markus Grunder aus 8344 Bäretswil iin der Schweiz dankenswerter Weise der Sammlung gestiftet hat. Das Barometer trägt rückseitig eine in den Holzrahmen eingestanzte Seriennummer 5665. Es darf vermutet werden, dass das Barometer von einer anderen Firma im Auftrag von Th. Usteri-Reinacher gefertigt wurde. Der Holzrahmen hat einen Durchmesser von ca. 23cm und das Barometer funktioniert auch heute nach sehr genau.
Reise-Barometer
Ein weiteres schönes Reise-Barometer ist von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918) ist erhalten gebleiben.
Obwohl es mit „Th. Usteri-Reinacher / Zürich“ gemarkt ist, verrät uns aber die Gravur „Baromètre Holostérique“ am unteren Rand und vor allem das dazwischen eingravierte Logo mit den vier Buchstaben „PHBN“ ganz sicher, dass es sich hier um ein Reise-Barometer der Pariser Firma „Naudet & Cie“ handelt. Naudet & Cie wurde 1860 von den Herren Pertuis, Hulot, Bourgeois und Naudet gegründet und seit 1885 waren die Begriffe „Baromètre Holostérique“ und „PHBN“ durch die Firma Naudet & Cie. gesetzlich geschützt.
1906 wurde die Firma „Maison Naudet & Cie.“ durch Verkauf in die Firma „Veule, Poirelle & Dourde“ umgewandelt, um dann 1912 in die Firma „Dourde & Cie“ umgewandelt zu werden. 1928 wurde daraus die „Maison Naudet-Dourde, Successeur S.A.R.L “. Da auch diese Firma in ihrem Katalog von 1928 noch immer das runde Logo mit den vier Buchstaben „PHBN“ verwendet hat, lässt sich das Alter des nachstehenden Reise-Barometers nur dadurch eingrenzen, dass wir wissen, dass 1916 die Firma „Th. Usteri-Reinacher“ an Hans Mettler überging und umfirmierte.
Höhenmesser-Barometer
Auch das nachstehend abgebildete Höhenmesser-Barometer, oder Altimeter, welches ebenfalls mit „Th. Usteri-Reinacher / Zürich“ gemarkt ist, stammt bei genauem Hinsehen auch von der Pariser Firma „Naudet & Cie“ und trägt die hierfür charakteristische Aufschrift „Baromètre Holostérique“ und zwischen diesen Worten das runde Logo der Firma mit den prägnanten vier Buchstaben „PHBN“.
Ein weiterer schöner Beweis, dass auch Th. Usteri-Reinacher (1841-1918) schon gerade die um 1890 in Mode kommenden und wesentlich kompakteren Reise-Barometer in Taschenuhrform zwar noch unter seinem Firmennamen verkaufte, in Wirklichkeit aber zugekauft hat.
Diese Höhenbarometer waren bei weitem nicht so genau, wie die eigentlich von Jakob Goldschmid (1815-1876) erfundenen Aneroid-Barometer, reichten aber vielen Anwendern, wie z.B. Bergsteigern und Wanderern wohl vollkommen aus. Noch dazu waren sie, ob einer gewissen Massenproduktion verschiedener Hersteller, auch wesentlich günstiger in der Anschaffung und durch die direkte Ablesbarkeit der Höhen auch wesentlich einfacher zu handhaben.
Maurer´s photographischer Heliograph
Der uns schon bekannte Dr. Julius Maurer (1857-1938) ist auch hier der Pate und Erfinder dieses Instruments. Er hat sich umfangreich mit der Aufzeichnung der Sonnenscheindauer und den Einflüssen dieser auf den Menschen beschäftigt.
Gefertigt wurden diese Heliographen von Th. Uster-Reinacher (1843-1918) in der Werkstätte in der Trittligasse 34-36.
Über Maurer´s photographischer Heliographen finden wir die erste Beschreibung in der französischen Wissenschafts-Zeitschrift „La Nature“, Nr. 781 vom 19. Mai 1888. Hier wird auf Seite 385 und 386 das Instrument vorgestellt.
Den gleichen Text mit den gleichen Abbildungen über Maurer´s Heliographen finden wir in der Zeitschrift „Scientific American Supplement“, Nr. 662 vom 08. September 1888. Diese ist natürlich in Englischer Sprache verfasst und hier in übersetzter Form eingefügt. Dieser Artikel nennt die Zeitschrift „La Nature“ als Quelle.
DER MAURER-HELIOGRAPH.
Seit einigen Jahren gehört die automatische Aufzeichnung der Sonnenstunden, die von den Herren Campbell & Stokes begonnen wurde, zu den täglichen Beobachtungen in mehreren meteorologischen oder klimatischen Stationen.
Die für diese Inschrift verwendeten Geräte sind unterteilt in zwei Kategorien, in der einen werden die kalorischen Eigenschaften der Sonnenstrahlen genutzt, in der anderen wird die Sonneneinstrahlung mit Hilfe der chemischen Eigenschaften des Lichts gemessen. Die Dauer der Einstrahlung, die durch die verschiedenen Strahlungen des Spektrums eingeschrieben wird, stimmt in den meisten Fällen ziemlich gut überein, aber es kann vorkommen, dass einige der Strahlungen, insbesondere die am wenigsten brennbaren, durch einen leichten Nebel absorbiert werden und dass ein Teil der von einem der Apparate eingeschriebenen Stunden durch den anderen verloren geht. Wir wissen noch nicht genau, welche relative Bedeutung die verschiedenen Strahlungen des Spektrums für die Entwicklung meteorologischer und physiologischer Phänomene haben.
Früher wurde alles auf kalorische Effekte zurückgeführt. Heute wissen wir, dass die unsichtbaren Strahlen oder die der Wärme entzogenen Lichtstrahlen sehr ausgeprägte physiologische Effekte hervorrufen können. Einige Experimente, die vor einigen Jahren von Herrn Siemens durchgeführt wurden, zeigten, dass das elektrische Licht einen gewissen Einfluss auf das Wachstum von Pflanzen ausübt. In jüngster Zeit wurden wiederum Versuche zum elektrischen Schweißen von Metallen, bei denen sehr intensive Spannungslichtbögen eingesetzt wurden, von schwerwiegenden physiologischen Störungen bei den anwesenden Personen gefolgt war. Obwohl alle Assistenten ihre Gesichter mit dunklen Glasplatten schützten, verspürten sie bald ähnliche Schmerzen wie bei heftiger Sonneneinstrahlung. Mehrere wurden mit Bindehautentzündung verletzt, und die Haut schälte sich vom Gesicht ab, als ob dieses verbrannt worden wäre. Dieses Phänomen wurde spontan "elektrischer Sonnenstich" genannt.
Die Auswirkungen verschiedener Strahlungen auf meteorologische Phänomene sind weniger leicht festzustellen, und sie sind unserer Meinung nach noch nicht ausreichend gut nachgewiesen. Zweifellos werden Heliographien helfen, sie zu erklären.
Wenn wir nun, unabhängig von den Beziehungen zwischen den eingeschriebenen Strahlen und den Phänomenen, die sie erzeugen, den Apparat allein unter dem Gesichtspunkt der Einschreibung der Dauer der Sonneneinstrahlung betrachten, werden wir sehen, dass fotografische Apparate genauere Ergebnisse liefern als kalorische. Bei letzteren ist der Fleck, der auf einem Band durch die im Brennpunkt einer sphärischen Linse erzeugte Verbrennung entsteht, notwendigerweise ziemlich groß, so dass einerseits Unterbrechungen von einigen Minuten in der Sonneneinstrahlung in einer gleichmäßig verbrannten Linie vollständig verschwinden können, und andererseits die Feuchtigkeit, die sich auf dem Band ablagert, und die Feuchtigkeit, die die Kugel bedecken kann, die Verbrennung verhindern Es kommt also vor, dass die Anzeigen des Verbrennungsheliographen merklich verfälscht werden. In jüngster Zeit sind mehrere fotografische Heliographien entwickelt worden. Die kürzlich von Dr. Maurer, einem Attaché des Zentralamtes für Meteorologie in Zürich, konstruierte zeichnet sich durch die grosse Einfachheit ihrer Form und ihrer Diagramme aus. Sie besteht aus einer zylindrischen, schräg abgeschnittenen Messingtrommel mit einem Deckel, in dessen Mitte sich eine kleine rechteckige Öffnung befindet. Der Boden des Zylinders ist beweglich und wird durch einen Bajonettverschluss in Position gehalten.
Wenn der Zylinder so ausgerichtet ist, dass seine Achse parallel zur Erdachse verläuft, beschreiben die Sonnenstrahlen, die durch die Öffnung im Deckel hindurchgehen, an einem Tag einen kreisförmigen aufrechten Kegel (wobei die Deklination der Sonne im Laufe des Tages als konstant angenommen wird) um die Achse des Zylinders. Die Spur der Strahlen auf der Innenfläche des letzteren wird durch den Schnittpunkt dieser beiden Flächen gegeben (Abb. 3). Es ist leicht zu erkennen, dass diese Spur ein Kreis ist, dessen Ebene im rechten Winkel zur Achse des Zylinders steht. Wenn der Zylinder also ein Blatt Fotopapier (blau oder Ferrocyanid aus Eisen) enthält, wird der Durchgang der Sonnenstrahlen durch einen Kreis markiert, der in der Abwicklung des Blattes zu einer Geraden wird.
Der Zylinder wird in die Position gebracht, die er wie folgt einnehmen soll. Die auf dem Deckel nachgezeichnete N(ord)S(üd)-Linie wird zunächst im Meridian ausgerichtet; dann wird die Plattform mit Hilfe von Nivellierschrauben nivelliert; und schließlich wird der Kreisbogen, der den Zylinder trägt, in eine solche Position gebracht, dass der auf dem Rahmen markierte Index auf der Teilung die geographische Breite des Ortes anzeigt. Wenn das Instrument speziell für den Beobachtungsort konstruiert wurde, ist die Abdeckung dann horizontal; wenn nicht, kann sie am Horizont leicht geneigt sein. Die Apparate sind für verschiedene bestimmte Breitengrade konstruiert, können aber auch in anderen Breitengraden eingesetzt werden, die von diesen um einige Grad abweichen.
Abb. 2 zeigt eine Reihe von Bändern mit Inschriften, die vom 10. bis 30. September 1887 in Neuenburg aufgezeichent wurden. Die senkrechten Linien entsprechen der Stunde des Tages und sind vorher auf das Papier gezeichnet.
Diese Beobachtungen, die eine gewisse Bedeutung in der Meteorologie haben, haben den Vorteil, dass sie sehr leicht gemacht werden können. Außerdem sind sie für jeden so interessant, dass Amateure Freude daran haben können, täglich Bänder zu erstellen, die durch den Durchgang der Sonnenstrahlen verbrannt oder fotografisch markiert sind. Es ist also möglich, von Jahr zu Jahr vollkommen authentische Daten über den Zustand des Wetters zu sammeln. Wenn man zu diesen Daten noch Beobachtungen über andere Phänomene, wie z.B. das Wachstum von Pflanzen, hinzufügt, wird man sicherlich interessante Vergleiche anstellen können. - La Nature.
Eine erste Vorstellung von Maurer´s photographischer Heliographen in deutscher Sprache finden wir im „Polytechnischen Journal“, des Jahrgangs 1889, Band 271 auf S. 169–170 (Quellenangabe: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj271/ar271028). Dieser Artikel nennt die Zeitschrift „Scientific American“ als Quelle.
Eine weitere kurze Vorstellung des Sonnenschein-Autographen von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918) finden wir in der „Züricherische Freitagszeitung“, Nr. 42, vom 21.10.1887:
Von der Präzisionswerkstätte Usteri-Reinacher in Zürich ist nach den Ideen von Dr. Maurer, Adjunkt am hiesigen meteorologischen Observatorium, ein Sonnenschein-Autograph konstruirt worden, der an der letzthin in Wiesbaden abgehaltenen Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte wegen seiner genauen Aufzeichnungen und billigen Anschaffungskosten großen Beifall erhielt.
Dezeit sind zwei erhaltene Instrumente des Maurer Heliographen bekannt. Eines davon ist vollständig und wird in der Collection of Historical Scientific Instruments der Harward Universität verwahrt. Das andere ist im Sience Museum in Loondon gelistet.
Ein weiteres Instrument, mit der Seriennummer 30, dem die Bodenplatte mit den Stellschrauben fehlt, wurde lange im französischen Ebay angeboten, aber nihct verkauft.
Vermarket wurde dieser Heliograph u.a. von dem Kölner Versandhandel „E. Leybold's, Nachfolger“. In dem französischen „Catalogue des appareils pour l'Enseignement de la Physique construits par E. Leybold's, Nachfolger“ von ca. 1905 wurde auf der Seite 364 unter den Artikelnummer 3220 dieser gelistet.
Evaporometer oder Atmometer nach Wild
Ein schönes von Th. Usteri-Reinacher (1843-1819) gefertigtes Instrument zur Messung der Verdunstung, ersonnen von Heinrich Wild (1833-1902) in St. Petersburg ist ebenfalls erhalten geblieben.
Ein Atmometer (griechisch, auch Atmidometer oder Evaporometer) ist ein Verdunstungsmesser, ein Instrument zum Messen der Größe der Verdunstung.
Unterschiedliche Verfahren sind möglich um die Verdunstung zu messen. Eine einfache Möglichkeit die Verdunstung zu messen, besteht darin, Gefäße mit einer bestimmten Menge Wasser der Einwirkung der atmosphärischen Luft auszusetzen. Aus der Differenz zwischen der Menge des ursprünglich vorhandenen Wassers und der, die nach dem Ablauf einer bestimmten Zeit zurückgeblieben ist, lässt sich die Größe der Verdunstung ermitteln. Die Differenz kann entweder über die Masse (über die Gewichtskraft) oder das Volumen bestimmt werden; aus beiden kann man, wenn die Öffnung des Gefäßes bekannt ist, die Menge des verdunsteten Wassers berechnen.
Im Wesentlichen besteht das Atmometer von Wild aus einem schalenartigen Gefäß, welches auf einer der Briefwaage ähnliche Vorrichtung aufgesetzt werden kann. Ist das Schälchen wasserleer, so steht der Zeiger auf dem Nullstrich der Skala; wird es aber durch eingegossenes Wasser belastet, so wird der Zeiger auf der Skala gehoben. Bei der Beobachtung wird die Schale mit Wasser gefüllt, auf den Stift der Waage gesetzt und der Stand des Zeigers am Gradbogen notiert, hierauf von der Waage abgenommen und nach Verlauf der Beobachtungsperiode (24 Stunden) wieder auf die Waage gesetzt und die neue Lage des Zeigers bestimmt. Die Differenz der beiden Ablesungen gibt je nach der Natur der Teilung entweder das Gewicht des verdunsteten Wassers oder seine Höhe in Millimetern an
Von Th. Usteri-Reinacher (1841-1918) sind zwei Patente bekannt.
Patent Nr. 1217 des Eidgen. Amt für Geistiges Eigenthum vom 18.07.1889 lautet auf ein „Neues Diastimeter an Fernröhren“.
Schon der Vorgänger von Th. Usteri-Reinacher, Jakob Goldschmid (1815-1876), hat 1861 ein Diastimeter erfunden und gefertigt. Der Ursprung der Diastimeter dürfte aber auf das von Dr. Romershausen 1817 vorgestellte Diastimeter zurückgehen.
Ein Diastimeter ist ein Fernrohr, mit dem man relativ genau Distanzen abschätzen kann. Die ursprüngliche Hauptverwendung fanden diese Diastimeter in der Militärtechnik. Konnte man doch so mit Hilfe einer Vergleichsgröße, z.B. einem gegnerischen Soldaten zu Fuß, oder zu Pferde, dessen Höhe man schätzte, die Entfernung ermitteln, auf die man seine Kanone einrichten musste, um diesen Situation möglichst nachhaltig zu ändern.
Bis zur Patenterteilung für Th. Usteri-Reinacher 1889 muss es bereits Weiterentwicklungen gegeben haben, die eher für rein vermessungstechnische Aspekte genutzt wurden, aber den Nachteil hatten, dass man am Endpunkt der Messung eine Messlatte aufstellen musste. Die Kontruktion nach dem Patent 1217 macht gerade diese Notwendigkeit überflüssig.
In einem zweiten Paten Nr. 12563 des Eidgen. Amt für Geistiges Eigenthum vom 23.05.1896 für Th. Usteri-Reinacher wird nun ein komplett neues Diastimeter patentiert, dass mit zwei fixen Fernrohren ausgestattet ist und dem vermessungstechnischen Prinzip hinter der Basislatte schon sehr nahe kommt.