Josef Höltschl (1837-1894) war, wie auch Dr. August Weilenmann, nicht direkt als Firmeninhaber oder Teilhaber an der Werkstätte in der Trittligasse beteiligt, aber dennoch soll er hier ebenfalls einen Platz finden, da er sich durch seine Studien und Veröffentlichungen sehr stark um die Aneroidbarometer nach dem System Jakob Goldschmid verdient gemacht hat.
In der "Österreichische Zeitschrift für Vermessungswesen, IX. Jahrgang, 1911, Heft 5" wurde für Josef Höltschl ein später Nachruf veröffentlicht:
Ingenieur Josef Höltschl,
weil. Assistent und Supplement an der k.k. Techn. Hochschule in Wien
beh. Autor. Zivil-Geometer etc. etc.
Josef Höltschl, geboren zu Klamm in Oberösterreich am 12. November 1837, wo sein Vater Bernhard Höltschl Schullehrerrer, später in Mitterkirchen war.
In Linz besuchte und absolvierte er die Ober-Realschule als Vorzugsschüler 1856. Bei vielen Gelegenheiten hob er mit großem den segensreichen Einfluß hervor, den sein Professor der Mathematik in Linz, Dr. Josef Zampieri, auf ihn übte.
Am k.k. polytechnischen Institute in Wien begann er 1857/1858 seine Studien, die er 1860/1861 abschloß; während behob er ein landständisches Stipendium „Ob der Enns“.
Höltschl trat in Praxis, war:
1861-1865 Baupraktikant bei der k.k. oberösterreichischen Statthalterei in Linz und bei einem größeren Straßenbau exponiert.
1865-1866 Assistent bei der Lehrkanzlel für Straßen- und Wasserbau am k.k. polytechnischen Institute in Wien.
1866-1873 Assistent, dann während der letzten zwei Jahre supplierender Professor der praktischen Geometrie am Polytechnikum in Wien.
1873-1875 Privatier und Schriftsteller
1875-1877 Professor der Mathematik am Beamten-Kursus des k.k. militär-geographischen Institutes, während dieser Zeit (1876) auch Redakteur der damals neu gegründeten „Wochenschrift des österr. Ingenieur- und Architekten – Vereines“.
Seit 1878 war Höltschl mit größeren oder geringeren Unterbrechungen sich der ingenieur-Praxis zugewendet, während dreier Jahre in Ungarn und Siebenbürgen Eisenbahnen trassiert, zwei Herrschaften vermessen.
1884 trassierte und baute er Eisenbahnen.
Am 1. Mai 1885 trat er in den stabilen Dienst bei der „Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft“ in Wien.
1888 erhielt er die behördliche Autorisation als Geometer, wurde vom k.k. Ackerbauministerium zum Revisionsgeometer der Landeskommission für agrarische Operationen in Niederösterreich ab 7. Jänner 1889 bestimmt.
1891 nahm Höltschl die Pläne von Stockerau auf.
1892 Ober-Hollerbrunn, vollzog ab August 1893 die Stadtaufnahme von Bielitz (in k.k. Schlesien), dann jene von Biala.
Die Gesundheit, dieses kräftigen, stämmigen Mannes wurde im Laufe der Jahre immer schwankender, er blieb unverheiratet und genoß als Alleinstehender keine Pflege, so dass er in einem Briefe schon 1894 schrieb, er klage über seine Verhältnisse, er glaube nicht so lange zu leben, um die großen Stadtaufnahmen zu vollenden. Höltschl hatte innerhalb fünf Jahren vier Influenzerkrankungen überstanden, fühlte sich oft sehr ermattet und erfüllte seine übernommenen Verpflichtungen mit gewohntem Eifer mit den größten Anstrengungen, musste oft mehrere Tage hindurch zu Bette bleiben, um wieder mit größtem Aufwand seines Willens der Feldarbeit nachzukommen.
Am 25. Dezember 1894 wurde er tod in seinem Bette gefunden; er hatte einige Wochen früher zwei ihm bekannte Herren in Bielitz gebeten, seine Verfügungen über seinen Nachlaß in Erinnerung an seinen beiden Schwestern in entgegen zu nehmen.
Höltschl war unermüdlich, von einem seltenen Wissensdrang beseelt, pflegte neben seinen fachwissenschaftlichen Studien und Untersuchungen solche über Philosophie, war schließlich ganz vom Geiste Schopenhauers erfüllt. Ebenso erlag er der Erlernung von Sprachen, übte Französisch, Latein und Ungarisch.
Von seinem lebhaften Wesen geben die vielen von ihm verfassten Schriften in den verschiedenen Zeitschriften Belege, wovon einige Streitschriften wurden; er konnte es nicht überwinden, seiner Überzeugung alsbald Ausdruck zu geben.
Seine wissenschaftlichen Ergebnisse veröffentlichte er in den Werken:
Seine wissenschaftlichen Ergebnisse veröffentlichte er in den Werken:
1. Das Pothenot´sche Problem in theoretischer und praktischer Beziehung. Mit besonderer Rücksicht auf dessen graphische Lösung mittels des Meßtisches (Rückwärtzeinschneiden aus drei Punkten). Nebst einen kurzen Anhange über das Hansen´sche Problem. Mit 36 in den text eingedruckten Holzschnitten. Weimar 1868. Bernhard Friedrich Voigt.
2. Das Höhenmessen mit Metall-Barometern (Baromètres holostériques) und die Ausmittelung der Ablese-Korrektionen (des Standes) derselben. Nebst vier Hilfstafeln für barometrische Arbeiten. Eine Studie für Freunde der Hypsometrie überhaupt, namentlich aber für Eisenbahn-Trassierungs-Ingenieure. Mit einem in den Text eingedruckten Holzschnitte. Wien 1870. Beck´sche k.k. Universitäts-Buchhandlung (Alfred Hölder)
3. Das Höhenmessen mit Metall-Barometern (Baromètres holostériques) und die Ausmittelung der Ablese-Korrektionen (des Standes) derselben. Nebst vier Hilfstafeln für barometrische Arbeiten. Eine Studie für Freunde der Hypsometrie überhaupt, namentlich aber für Eisenbahn-Trassierungs-Ingenieure. Mit einem in den Text eingedruckten Holzschnitte. Wien 1870. Beck´sche k.k. Universitäts-Buchhandlung (Alfred Hölder)
4. Studitia et Mala fides oder die Weisheit und Biederkeit der Aneroid-„Gelehrten“ in Süd- und Mitteldeutschland. – Ein Epistel an die Besitzer des Werkes „Die Aneroide von Naudet und von Goldschmid“ etc. vom Verfasser desselben Josef Höltschl". Wien 1877. Kommissions-Verlag von R. v. Waldheim.
5. Die agrarischen Operationen überhaupt, speziell aber in Österreich. Ein Leitfaden zum Unterrichte für Landwirte, Juristen und Techniker. Von Josef Höltschl. Wien, Verlag von Karl Konegen, 1891.
Josef Höltschl war eine interessante, wenn auch eigen-tümliche Persönlichkeit. Er hätte so gerne in selbstständiger Stelle an einer Hochschule oder einem wissen-schaftlichen Institute, sich ausschließlich den Wissenschaften widmend, gewirkt, was ihm nicht gelang. Unterrichtsminister Dr. v. Stremayer bot ihm – obschon Höltschl der Unterrichts-verwaltung in großen Zeitschriften in scharfer Weise Vorstellungen machte – bei zwei Gelegenheiten die Direktion von Gewerbeschulen an, wofür er verbildlichst dankte und bat, ihm einen bescheidenen Posten mit wissenschaftlicher Betätigung zu verleihen, die leider nicht zu besetzen waren.
Wien, im November 1910 Hofrat Prof. J.G. von Schoen
Das Buch "Die Aneroide von Naudet und von Goldschmid. Ihre Einrichtung und Theorie, ihr Gebrauch und Ihre Leistungsfähigkeit beim Höhenmessen und Nivellieren. Nebst vier Hilfstafeln für barometrische Arbeiten. Eine Studie für Geodäten, Physiker, Meteorologen, namentlich aber für Eisenbahn-Trassierungs-Ingenieure.", immerhin eines der umfangreichsten Werke zum Thema der Aneroidbarometer nach dem System Jakob Goldschmid, wurde schon kurz nach seiner Veröffentlichung relativ heftig von verschiedener Seite angegriffen.
Hauptsächlich wurde kritisiert, dass einige wenige Unter-suchungen, die Josef Höltschl durchgeführt hat, zu einem überaus aus heutiger Sicht "aufgeblähten" Buch aus-geweitet wurden, ohne neue Erkenntnisse zu liefern.
Das dürfte dann auch der Grund für Josef Höltschl´s letztes Buch zum Thema der Aneroidbarometer nach dem System Jakob Goldschmid gewesen sein.
Seine nächste Veröffentlichung "Studitia et Mala fides oder die Weisheit und Biederkeit der Aneroid-„Gelehrten“ in Süd- und Mitteldeutschland. – Ein Epistel an die Besitzer des Werkes „Die Aneroide von Naudet und von Goldschmid“ etc. vom Verfasser desselben Josef Höltschl" stellt ganz klar eine Verteidigungsschrift gegen die Angriffe auf sein v.g. Buch dar.